среда, 1 декабря 2021 г.

 

Захарова заявила, что в Донбассе находятся порядка 125 тыс. украинских военнослужащих

 

Власти Украины отказываются от попыток мирного урегулирования конфликта в Донбассе, где находятся почти 125 тыс. украинских военных. Об этом заявила 1 декабря на брифинге официальный представитель МИД РФ Мария Захарова.

«Вызывают серьезную обеспокоенность курс киевского режима на демонтаж минского процесса и фактический отказ Киева от попыток мирного урегулирования конфликта в Донбассе», — сказала она.

По ее словам, одним из наглядных проявлений невыполнения минских договоренностей властями Украины является ситуация в зоне конфликта в Донбассе, где находятся около 125 тыс. украинских военнослужащих — почти половина личного состава армии.

«По информации Специальной мониторинговой миссии ОБСЕ на Украине, нарушения режима прекращения огня фиксируются уже не локально, а вдоль всей линии соприкосновения, и в последние недели их количество в отдельные дни превышало те максимумы, которые миссия регистрировала до вступления в силу дополнительных мер по усилению режима прекращения огня от 22 июля 2020 года», — отметила дипломат.

Все это, а также применение ВСУ тяжелого вооружения не может не вызывать опасения, поскольку от обстрелов страдает мирное население Донбасса.

«Которое вымирает, которое страдает, которое находится на грани катастрофы и вокруг которого сжимается военное кольцо киевского режима», — подчеркнула представитель МИДа.

Кроме того, Захарова назвала «циничным подходом» политику НАТО касательно украинского кризиса из-за поставок Киеву вооружений.

«В Лондоне сообщили о намерении направить [на Украину] 600 британских военнослужащих, оказывая такую, как они считают, помощь государству, где до урегулирования далеко не решен внутренний конфликт», — резюмировала она.

Дипломат напомнила, что внесенный президентом Украины Владимиром Зеленским на рассмотрение Верховной рады законопроект о допуске на территорию республики иностранных подразделений в 2022 году напрямую противоречит минским соглашениям.

Также Захарова отметила, что Запад должен понимать: таким образом он автоматически становится соучастником преступлений против мирных жителей Украины.

Ранее, 30 ноября, полпред России в контактной группе по урегулированию ситуации на востоке Украины Борис Грызлов заявил, что Украина не выполнила ни одно обязательство из тех, что были приняты в декабре 2019 года на парижской встрече лидеров стран нормандского формата. Он пояснил, что речь в данном случае идет о блокировке страной всех попыток контактной группы продвинуться в политическом урегулировании конфликта в Донбассе.

С 2014 года киевские власти проводят военную операцию против жителей Донбасса, которые отказались признавать итоги государственного переворота и новую власть на Украине. При этом в сложившейся ситуации Киев винит Москву. Россия неоднократно заявляла, что не является стороной внутриукраинского конфликта.- сообщение прессы от 01.12.2021

суббота, 27 ноября 2021 г.

 "Однажды лебедь, рак да щука везти с поклажей воз взялись......"-  эта сказка великого русского баснописца и писателя Ивана Крылова как нельзя лучше описывает ситуацию с планами нового коалиционного правительства Германии. Но планы главных стратегов и правительств  сего мира также как нельзя лучше описывает  эта сказка. Но  тут вся сплоченность главных стран мира зиждется  на хронической русофобии и на депрессивной ненависти к президенту России - Путину,  который и объединяет  все "стремления" "лебедя, рака и щуки" и не только их. Потому как, если бы не было России и Путина, то миру трудно было бы  существовать вообще. Оттого Россия и Путин являются неотъемлемой  частью  существования мира.   

четверг, 25 ноября 2021 г.

 

60 Jahre Kriegsende - gefangene deutsche Soldaten

Junge deutsche Soldaten, fast noch Kinder, werden nach ihrer Gefangennahme von einem US-Soldaten bewacht.

 (Foto: dpa)

Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der vollständigen Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands. Die SZ dokumentiert die Ereignisse zwischen dem 28. April und dem 9. Mai 1945 in einem historischen Liveblog. Die Begebenheiten sind tagesgenau, bei gesicherten Erkenntnissen - wie im Führerbunker - auch stunden- oder minutengenau wiedergegeben.

Inhaltlich orientiert sich das Format an Ereignissen von größerem Nachrichtenwert - einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt der Liveblog nicht. Es werden jedoch auch weniger relevante Entwicklungen und unbekannte Akteure eingebunden, die exemplarisch für weitere Aspekte und Schauplätze des Kriegsendes stehen.

Die Texte basieren auf Fachliteratur, Tagebuchaufzeichnungen und Zeitzeugenberichten (hier eine Übersicht) sowie auf der Auswertung journalistischer und historischer Quellen der Archive von SZ und SZ Photo. Historikerin Heike B. Görtemaker und Historiker Sven Keller ordnen mit weiteren Beiträgen das Geschehen analytisch ein.

Von Oliver Das Gupta, Barbara Galaktionow und Philipp Saul

Verfolgen Sie die historischen Ereignisse:

  • 28.04.202000:01

    Willkommen zu unserem historischen Liveblog!


    Am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren überschlagen sich die Ereignisse im untergehenden Deutschen Reich. Militärisch ist der Krieg für die Deutschen schon längst verloren. Doch die NS-Führung und auch lokale Funktionäre und SS-Angehörige nötigen ihren "Volksgenossen" einen gnadenlosen Endkampf auf. Wer desertieren oder eine weiße Fahne hissen will, droht erschossen oder erhängt zu werden. Erbarmungslos zeigt sich das Regime bis zuletzt auch gegenüber denjenigen, die es zuvor schon verfolgt und gequält hat: KZ-Häftlinge werden gezielt getötet, in überfüllte Züge gepfercht oder in brutalen Todesmärschen durchs Land getrieben. Auch zahlreiche ausländische Zwangsarbeiter werden ermordet.
  • 28.04.202000:15

    Die militärische Lage Ende April 1945


    Es ist nur noch eine Frage von wenigen Wochen, vielleicht sogar von Tagen, bis der Weltkrieg in Europa beendet ist. Alliierte Streitkräfte dringen von Ost und West immer weiter ins Reichsgebiet vor. Großstädte wie Köln, Wien und Hannover sind Ende April besetzt, auch das wichtige Ruhrgebiet. Am 25. April treffen sowjetische und amerikanische Einheiten bei Torgau in Sachsen zusammen - Hitlers Drittes Reich besteht nur noch aus einzelnen Bereichen, die von den Alliierten noch nicht erobert sind. Östlich von Berlin durchbricht die Rote Armee die Verteidigungslinien der Wehrmacht und umschließt die Reichshauptstadt.

    Der Vormarsch der Roten Armee versetzt die Einwohner von Berlin in Angst und Schrecken, während Hitler mit seinem Gefolge im sogenannten Führerbunker bei der Reichskanzlei unter Drogen zwischen Depression und Größenwahn schwankt. Auch in Süddeutschland dringen die Truppen der Westalliierten immer weiter vor. Französische Einheiten erobern Teile von Südwest-Deutschland. In Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage, müssen sich die Nationalsozialisten nach fünf Tage währenden Gefechten am Ende doch geschlagen geben - es wird die letzte große Schlacht im süddeutschen Raum sein. Nun steht die US-Armee bei Augsburg. München gerät bereits ins Blickfeld.

    Text über die Schlacht um Nürnberg (SZplus)
  • 28.04.202000:30

    Sterbendes Regime mit verschiedenen Machtzentren


    In dieser letzten Phase des Krieges ist die Entscheidungsgewalt im bis dahin nach dem Führerprinzip funktionierenden NS-Staat zersplittert. Die Kommunikationswege sind zusehends gestört, einzelne Militärführer ignorieren Befehle, sogar wenn sie von Hitler direkt kommen. Das Führungspersonal hat sich zerstreut: Am Alpenrand, in Berchtesgaden, halten sich neben Göring noch weitere prominente Funktionsträger und ihre Mitarbeiter auf. Im holsteinischen Plön hat Marinechef Karl Dönitz sein Hauptquartier, SS-Chef Heinrich Himmler hält sich in Lübeck auf. Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) mit Alfred Jodl und Wilhelm Keitel an der Spitze gibt seinen festen Sitz in Zossen südlich von Berlin am 20. April auf. Seitdem bewegt sich der Tross der Militärführung nach Norden. Am 28. April befindet sich das OKW in der Nähe von Rheinsberg nördlich der Hauptstadt.

    Adolf Hitler hat Überlegungen, nach Berchtesgaden zu reisen, vor einigen Tagen aufgegeben. Er will im Bunker unter der Reichskanzlei bleiben. Bei dem Diktator sind NS-Größen wie sein Sekretär Martin Bormann und Propagandaminister Joseph Goebbels, der auch seine Frau und seine Kinder mit in den unterirdischen Betonbau gebracht hat. Hitler, der bis dahin absolut geherrscht hat, verfügt nur noch über relative Macht. Wie wenig seine Befehle noch zählen, wird von Tag zu Tag deutlicher.
    • Hitler am 20. März 1945 im Garten der Reichskanzlei. Der Diktator schreitet eine Front von 20 HJ-Angehörigen ab - der jüngste Jugendliche ist zwölf Jahre alt. ScherlHitler am 20. März 1945 im Garten der Reichskanzlei. Der Diktator schreitet eine Front von 20 HJ-Angehörigen ab - der jüngste Jugendliche ist zwölf Jahre alt.
  • 28.04.202000:35

    28. APRIL 1945 (SAMSTAG)

  • 28.04.202001:00

    In Bayern beginnt der Aufstand


    Es ist mitten in der Nacht, als der Aufstand losgeht. Eine Gruppe um Hauptmann Rupprecht Gerngross will das Ende des Krieges in Bayern herbeiführen und der Bevölkerung weiteres Leid ersparen. Die meisten Mitglieder sind jüngere Offiziere aus dem Dolmetscherwesen, die die nationalsozialistische Führung stürzen und dann die Kapitulation mit den anrückenden Alliierten verhandeln wollen. Sie nennen sich "Freiheitsaktion Bayern".

    Von der Münchner Türkenkaserne bricht eine Truppe mit zwei LKW nach Pullach auf, wo das Oberkommando West der Wehrmacht untergebracht ist. Dort wollen die Widerständler General Siegfried Westphal festnehmen, den Stellvertreter des Oberbefehlshabers West, Alfred Kesselring. Sie können jedoch nur sieben Angehörige einer SS-Kompanie in ihre Gewalt bringen und kehren dann nach München zurück. Sie stürmen das Rathaus und hissen die weiß-blaue Fahne.

    Text über die "Freiheitsaktion Bayern" (SZplus)

    • 28.04.202002:00

      Berliner Regierungsviertel unter starkem Beschuss


      In der Nacht wächst die Intensität des sowjetischen Artilleriefeuers im Zentrum der Hauptstadt. Die Reichskanzlei wird mit Katjuscha-Raketen beschossen, deren Abschussvorrichtungen von den deutschen Soldaten umgangssprachlich Stalinorgeln genannt werden. Im Bunker unter der Regierungszentrale fragt Adolf Hitler, mit welchem Kaliber die Sowjets feuern. Als ihm jemand die Bezeichnung "Stalinorgeln" nennt, weiß er nichts damit anzufangen.
    • 28.04.202003:00

      "…dann ist es zu spät"


      General Hans Krebs ruft vom Führerbunker aus beim Oberkommando der Wehrmacht (OKW) an, Hitler drängt ihn. Der Diktator will wissen, wo die deutschen Truppen bei Oranienburg stehen, die den sowjetischen Belagerungsring um Berlin knacken sollen. Den Anwesenden ist klar, wie ernst die Lage ist. "Wenn uns nicht in den nächsten 36 bis 48 Stunden geholfen wird, dann ist es zu spät", sagt Krebs.
    • 28.04.202005:00

      "Achtung, Achtung! Sie hören den Sender der Freiheitsaktion Bayern!"


      Im Anschluss an die Einnahme des Rathauses besetzt die Freiheitsaktion Bayern zum ersten Mal in der deutschen Rundfunkgeschichte einen offiziellen Sender. Zunächst vom Freimanner Radiosender, später von einem Sender in Ismaning mit größerer Reichweite versenden die Aktivisten ihre Botschaften. Sie hätten "die Regierungsgewalt erstritten", verkünden sie. "Die Stunde der Freiheit hat endlich geschlagen. Die Kapitulation steht unmittelbar bevor." Die Aufständischen rufen die Bevölkerung dazu auf, Funktionäre der NSDAP festzusetzen und zu entwaffnen. Der Codename der Aktion lautet "Fasanenjagd" nach den wegen ihrer prunkvollen Uniformen beim Volk als "Goldfasanen" bezeichneten Nazigrößen.

      Text über den Sendemasten, den die Aufständischen benutzen.

    • 28.04.202007:00

      Nazi-Zeitungen beschwören Kampfgeist


      In Berlin erscheint die Zeitung Panzerbär mit der Parole "Wir halten durch" als Titel. Das kleinformatige Propagandablatt suggeriert, dass die von der Roten Armee in der Innenstadt eingeschlossenen deutschen Soldaten bald Hilfe von außen bekommen. "Anmarsch der Reserven von allen Seiten", prangt es in dicken Lettern auf Seite 1. Ähnlich formuliert der Völkische Beobachter. "Berlin kämpft entschlossen", behauptet das publizistische Sprachrohr der NSDAP. Die deutschen Verteidiger der Hauptstadt bildeten eine "Kampfgemeinschaft", die "wie Pech und Schwefel zusammenhält". Außerdem zitiert die Nazi-Postille angeblich aus Briefen von US-Soldaten, die deren Raubgier bezeugen sollen – eine offenkundige Fälschung, die antiamerikanische Ressentiments schüren soll. "Festung Bayern" titelt die Münchner Ausgabe des Völkischen Beobachters. Doch davon kann keine Rede sein: Echte Verteidigungslinien gibt es auch in Bayern nicht. Dort marschieren die Amerikaner an diesem Tag in den Großstädten Regensburg und Augsburg ein.
      • Ausschnitt der Titelseite des "Völkischen Beobachters", Münchner AusgabeOliver Das GuptaAusschnitt der Titelseite des "Völkischen Beobachters", Münchner Ausgabe
    • 28.04.202008:00

      Der einzige nicht nur lokale, sondern regionale Versuch, den Krieg zu beenden

      Im Laufe des Morgens wenden sich die Widerständler der Freiheitsaktion Bayern mehrfach über das Radio an die Bevölkerung. Ihre Ziele: Das Ende der Naziherrschaft und die Einführung von Rechtsstaat und Grundrechten. Sie wollen erreichen, dass Städte wie München den anrückenden Amerikanern kampflos übergeben und nicht blutig verteidigt werden.

      Die Aufrufe haben Folgen: Zahlreiche Bürger wenden sich gegen Soldaten und NSDAP-Funktionäre in noch nicht von US-Truppen besetzten Gebieten, wie Ober- und Niederbayern. Amerikanische Soldaten stehen zu dieser Zeit bereits bei Augsburg und nördlich der Donau. Die Historikerin Veronika Diem dokumentiert 78 Folgeaktionen gegen die Nationalsozialisten. Daran beteiligten sich ihr zufolge mehr als 1400 Soldaten und Zivilisten.

      Die Freiheitsaktion Bayern ist deutschlandweit der einzige "Versuch, nicht nur lokal, sondern regional eine Beendigung des Krieges zu erzwingen und eine Aufstandsbewegung der letzten Minute gegen den nationalsozialistischen Krieg in der Heimat ins Werk zu setzen", schreibt der Historiker Sven Keller.
    • 28.04.202008:00

      Häftlinge des KZ Ravensbrück auf Todesmarsch

      Seit dem Vortag läuft die etappenweise Räumung des größten Konzentrationslagers für Frauen auf deutschem Territorium. An diesem Morgen treibt die SS weitere Gruppen aus dem Lager, diesmal sind auch viele tschechische Gefangene dabei wie Jaroslava Skleničková. Die junge Frau ist eine der letzten Überlebenden von Lidice, einem Dorf nahe Prag. Die Deutschen hatten den Ort 1942 dem Erdboden gleichgemacht und fast alle Bewohner ermordet - ein Racheakt wegen des Attentats auf die SS-Größe Reinhard Heydrich. Nun, kurz vor Kriegsende, wird Skleničková mit den anderen weiblichen Häftlingen aus dem KZ Ravensbrück nach Westen getrieben. In Fünferreihen gehen die Frauen, das Laufen in den Holzschuhen fällt schwer. "Die Aufseherinnen tobten, unser langsamer Marsch brachte sie zur Weißglut", schreibt Skleničková später in ihren Erinnerungen. An diesem 28. April 1945 gehen sie ohne Pause, am Ende haben sie 40 Kilometer zurückgelegt.

      Hier ein Text über die Zeitzeugin Jaroslava Skleničková und die Vernichtung ihres Heimatdorfes Lidice (SZ Plus)
    • 28.04.202009:00

      Rote Armee nur noch 1200 Meter von der Reichskanzlei entfernt


      Stück für Stück kämpfen sich die sowjetischen Soldaten in der Berliner Stadtmitte voran. Sie erreichen über Moabit die Spree und versuchen, die halbzerstörte Moltkebrücke zu erobern, die sich über den 50 Meter breiten Fluss spannt. Auf deutscher Seite kämpfen etwa 30 000 Soldaten im Innenstadt-Kessel, der immer kleiner wird: Der Streifen ist etwa 14 Kilometer lang, aber nur noch zwei Kilometer breit.
      • Im Schützengraben: Minderjähriger und älterer Angehöriger des Volkssturms während der Schlacht um BerlinScherlIm Schützengraben: Minderjähriger und älterer Angehöriger des Volkssturms während der Schlacht um Berlin
    • 28.04.202010:00

      Bayern: Das Regime schlägt zurück

      Den Widerständlern der Freiheitsaktion Bayern gelingt es nicht, die Schaltstellen der Macht in München zu besetzen, dafür sind sie militärisch zu schlecht ausgerüstet. Nur kurz können die 440 Soldaten der Freiheitsaktion das Münchner Rathaus und eine Zeitungsredaktion besetzen. Nur wenige Stunden nach der ersten Radioansprache der Freiheitsaktion Bayern wenden sich Gauleiter Paul Giesler und Oberbürgermeister Karl Fiehler in einer eigenen Ansprache an die Bevölkerung. Der Aufstand der "Landesverräter" sei niedergeschlagen. Auch die vielen kleineren Aufstände infolge der Radioansprachen bleiben erfolglos und enden oft blutig. Das Regime reagiert mit brutaler Härte und einer Art letztem Rachefeldzug gegen die Widerständler. Insgesamt werden wohl mindestens 57 Menschen umgebracht.

      Trotz des guten Willens der Widerständler gegen das Nazi-Regime und des hehren Ziels, den Krieg möglichst unblutig zu beenden, ist die Bilanz der Freiheitsaktion insgesamt niederschmetternd. Angesichts der geringen eigenen Personal- und Militärkraft haben die Widerständler die Situation in München und Bayern falsch eingeschätzt und durch ihre Radioansprachen zu Aufständen aufgerufen, die kurz vor Kriegsende noch einmal viele Menschenleben gekostet haben.
    • 28.04.202010:15

      Berliner in einer "Stimmung wie auf der Titanic"


      Dort, wo in Berlin nicht gekämpft wird, fallen letzte Hemmungen, es herrscht Anarchie. Einwohner dringen in Wohnungen und Geschäfte ein und nehmen sich, was sie brauchen, Eisenbahnwaggons werden geplündert. Betrunkene Soldaten torkeln durch die Straßen, Verwundete suchen verzweifelt nach Hilfe. Der Hunger treibt die Menschen dazu, Pferdekadaver zu zerlegen, selbst Hunde werden geschlachtet. In einer Untergangsatmosphäre fallen viele Menschen übereinander her und haben Sex. Im Gebäude des Großdeutschen Rundfunks nimmt der Radiosprecher Richard Baier eine "Stimmung wie auf der Titanic" wahr. "Es wurde gesoffen und ganz ungeniert geliebt. Da lagen zwei Kolleginnen mit vier Männern im Bett, das waren unvorstellbare Szenen", erzählt Baier nach dem Krieg.
    • 28.04.202010:30

      Hitler ist ein Wrack


      Im Führerbunker sind Hitler und sein Gefolge zwar geschützt vor Granaten. Doch die Belüftungsanlage transportiert die Luft des Krieges in die unterirdische Anlage. Dort herrschen hohe Temperaturen, es riecht nach Brand, Chlor und Verwesung. Hitler hat wegen der Luft Probleme mit dem Sehen. Von seinem Diener lässt er sich an diesem Tag 13 Mal Tropfen in die Augen träufeln. Auch sonst geht es dem Diktator schon lange nicht gut. Augenzeugen sprechen von einem körperlichen Verfall. Beschleunigt wird diese Entwicklung durch die Präparate, die ihm sein Leibarzt Theodor Morell seit Jahren verabreicht. Seit Herbst 1944 spritzt der Mediziner seinem Patienten auch das starke Opioid Eukodal. Im Bunker gibt es einen Raum für Morell, doch der Arzt ist nicht mehr in Berlin. Er ließ sich am 23. April nach Oberbayern ausfliegen.

      Norman Ohler dokumentiert später die Drogenabhängigkeit Hitlers. Hier ein Interview mit dem Schriftsteller.
    • 28.04.202011:00

      Göring zieht um

      Seit einigen Tagen sitzt der entmachtete Reichsmarschall unter strenger Bewachung der SS in seiner Residenz am Obersalzberg nahe Berchtesgaden fest. Doch bei Bombenangriffen der Westalliierten am 25. April ist auch sein Domizil schwer beschädigt worden. Nun übersiedelt Hermann Göring mit Frau Emmy, Tochter Edda und seiner Dienerschaft in den Süden, eskortiert von den SS-Wachen - Ziel ist die Burg Mauterndorf 60 Kilometer südlich von Salzburg. Verschiedene Quellen machen allerdings unterschiedliche Angaben darüber, ob der Wagenkonvoi am Ende tatsächlich dorthin fuhr oder gleich nach Schloss Fischhorn in der Nähe des Zeller Sees. Die Bedingungen der Fahrt sind jedenfalls widrig, die Straßen vereist und von zurückflutenden Militärkolonnen verstopft, heißt es. Die Görings sind länger als einen Tag unterwegs.
    • 28.04.202011:15

      Wie der Reichsmarschall bei Hitler in Ungnade gefallen ist

      Luftwaffenchef Göring galt lange als die Nummer zwei des NS-Regimes, als der Mann, der im Falle von Hitlers Tod an dessen Stelle treten würde. Unmittelbar nach der Feier des "Führergeburtstags" am 20. April 1945 im Berliner Bunker hatte sich der Reichsmarschall jedoch nach Bayern abgesetzt, angeblich wegen dringender Angelegenheiten. Als Göring kurz darauf – nun zwar erstmal in Sicherheit vor der Roten Armee, aber abgeschnitten vom unmittelbaren Kreis um Hitler – in Berchtesgaden Gerüchte über einen Nervenzusammenbruch Hitlers hörte, sandte er diesem am 23. April ein Telegramm.

      "Falls bis 22.00 Uhr keine Antwort erfolgt", so schrieb Göring, gehe er davon aus, dass Hitler seiner Handlungsfreiheit beraubt sei und er selbst als dessen in einer früheren Verfügung festgelegter Stellvertreter "die gesamte Führung des Reiches" übernehmen werde. Hitler war empört. Schon nach der schnellen Abreise des Reichsmarschalls aus Berlin war er Albert Speer zufolge enttäuscht gewesen über die "Feigheit" Görings. Nach dem Eingang des Telegramms bestärkte nun Martin Bormann, Hitlers Privatsekretär und Erzrivale Görings, ihn in der Ansicht, dass es sich hierbei um Hochverrat handele. Hitler enthob Göring seiner Funktionen und ließ ihn am Obersalzberg unter SS-Bewachung stellen.
      • Görings Rücktritt wegen eines angeblichen "chronischen Herzleidens": Meldung aus den Münchner Neuesten Nachrichten vom 28. April 1945Oliver Das GuptaGörings Rücktritt wegen eines angeblichen "chronischen Herzleidens": Meldung aus den Münchner Neuesten Nachrichten vom 28. April 1945
    • 28.04.202011:30

      Massenvergewaltigungen in und um Berlin

      Die deutsche Zivilbevölkerung ist den Launen der sowjetischen Soldaten ausgeliefert. Nicht alle, aber viele Rotarmisten nehmen sich, was sie wollen. Beliebt sind Wertgegenstände wie Armbanduhren. Beim Vormarsch haben Sowjetdiktator Stalin und Marschall Georgi Konstantinowitsch Schukow zwar gemahnt, diszipliniert aufzutreten. Aber in den Tagen der Eroberung Berlins explodiert sexuelle Gewalt regelrecht. Noch während der Kämpfe werden Frauen in ihren Wohnungen und Kellern missbraucht, teilweise von Männergruppen, teilweise mehrmals am Tag. Die Soldaten vergewaltigen sowohl junge Mädchen als auch Seniorinnen. Zur Enthemmung trägt der Hass auf die Deutschen bei und das Bedürfnis, sich zu rächen. Die Deutschen hatten 1941 die Sowjetunion überfallen, sie ließen Hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene verhungern und eine Million Russen im belagerten Leningrad. Gräuel gegenüber der sowjetischen Zivilbevölkerung waren unter der deutschen Herrschaft grausame Normalität. Auch Vergewaltigungen waren als Mittel der Demütigung weit verbreitet und wurden nur selten geahndet.

      Doch das ist im Frühjahr 1945 Vergangenheit, der Krieg ist längst nach Deutschland gekommen. "Die Rotarmisten waren berauscht vom Sieg", schreibt später der SZ-Redakteur Erich Kuby, "Sie waren im buchstäblichen Sinn berauscht". Zwischen Trunkenheit und Gewalttat habe in der Regel ein Kausalzusammenhang bestanden. Von den deutschen Männern ist keine Hilfe zu erwarten. Die Journalistin Marta Hillers, die im Frühjahr 1945 selbst vergewaltigt wird, beschreibt in ihrem Tagebuch, was ein Nachbar einer Frau zugerufen hat, als sowjetische Soldaten an ihr zerrten: "Nu gehen Sie doch schon mit, Sie gefährden uns ja alle!"

      Bericht der Zeitzeugin Helga Gebhardt über den sowjetischen Einmarsch in Berlin.
    • 28.04.202012:00

      Auch andere Nazi-Größen suchen Schutz in den Salzburger Alpen

      Göring ist nicht der einzige hohe NS-Funktionär, der sich in den Süden Bayerns oder das Salzburger Land absetzt. Auch zahlreiche andere Stützen des Regimes tummeln sich gegen Kriegsende in der Region, darunter einige der skrupellosesten Gestalten des Dritten Reichs, die später zu den 24 Hauptangeklagten der Nürnberger Prozesse zählen werden. Sie versuchen, die Reste des Reichs zu sichern, sich für eine Zukunft nach dem Zusammenbruch neu zu positionieren oder - schlicht unterzutauchen.

      So siedeln sich hier neben anderen der frühere fränkische Gauleiter und Herausgeber des antisemitischen Hetzblatts Stürmer Julius Streicher an, der Chef der deutschen Arbeitsfront Robert Ley, der Wiener Gauleiter Baldur von Schirach und SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust. Dem Österreicher Ernst Kaltenbrunner, Chef des Reichssicherheitshauptamts und Nummer zwei in der SS, wird in den ersten Maitagen noch eine zentrale Rolle bei der Rettung von Kunstschätzen in Altaussee zukommen, die Hitler sich für ein persönliches Lieblingsprojekt zusammengeraubt hat.

      Text über die einzigartigen Kunstwerke, die Nazi-Schergen bei Kriegsende vernichten wollen (SZ Plus)

    • 28.04.202012:30

      Fotos aus den letzten Kriegswochen

      Panzerkampf in Köln, befreite KZ-Häftlinge und erbeutete "Wunderwaffen": Wie die Westalliierten vor 75 Jahren große Teile Hitler-Deutschlands erobern.

      Bilder aus dem Archiv von SZ Photo.

      • Amerikanischer Pershing-Panzer bei der Eroberung Kölns im März 1945SZ PhotoAmerikanischer Pershing-Panzer bei der Eroberung Kölns im März 1945
    • 28.04.202013:00

      Hitler will "Kernfestung Alpen" errichten lassen


      Im Führerbunker befiehlt Hitler abermals den Truppen um Berlin, die Umfassung der sowjetischen Truppen zu beenden. "Mit allen Mitteln und unter größter Beschleunigung" sollen sich die Einheiten zur Hauptstadt durchkämpfen, fordert er. Außerdem erteilt er einen "Erkundungs- und Ausbaubefehl für die Kernfestung Alpen" – abermals verkennt der Diktator die Lage. Denn US-Einheiten erreichen am selben Tag schon Tirol. Dann erfährt Hitler vom Aufstand der "Freiheitsaktion Bayern". Die Niederschlagung des Putsches ist der letzte Erfolg des NS-Regimes.
    • 28.04.202013:45

      Letzte Vergasung im KZ Mauthausen

      In dem Konzentrationslager nahe Linz werden 43 Häftlinge ermordet. Bei den Opfern handelt es sich um Sozialdemokraten und Kommunisten aus Oberösterreich, Mitglieder der "Welser Gruppe". Der Mordauftrag kommt direkt von dem im nahen Linz residierenden Gauleiter August Eigruber. Am nächsten Tag beginnen SS-Leute damit, charakteristische Vorrichtungen in der Gaskammer abzubauen. Auch KZ-Häftlinge, die die Leichen der Vergasten bergen mussten, sollen ermordet werden - sie sind Belastungszeugen. Doch dieser Mordplan sickert durch, die Häftlinge verstecken sich im Lager. Gauleiter Eigruber wird nach dem Krieg der Prozess gemacht, in dem ehemalige SS-Leute unter anderem aussagen, dass er noch im April 1945 eigenhändig KZ-Häftlinge ermordet hat. Er wird zum Tode verurteilt und 1947 hingerichtet.
    • 28.04.202014:30

      Historiker Sven Keller über Endphaseverbrechen

      Die Ermordung der politischen Gefangenen in Mauthausen so kurz vor Kriegsende deutet ebenso wie die Tötung der Mitstreiter der "Freiheitsaktion Bayern" auf ein Phänomen hin, das in den letzten Monaten und Wochen des NS-Regimes noch Hunderttausende Opfer fordert: die sogenannten Endphaseverbrechen. Historiker Sven Keller, der die Eskalation des Terrors am Ende des Dritten Reichs erforscht hat, erklärt es:

      "Endphaseverbrechen sind diejenigen NS-Verbrechen, die in den letzten Monaten des NS-Regimes begangen werden, als eigentlich schon jedem klar sein muss, dass der Krieg verloren ist. Gewalt, die mit der Situation der Niederlage unmittelbar verknüpft ist. Diese Verbrechen finden meist nicht auf direkten Befehl statt. Die Führung schafft vielmehr eine Atmosphäre allgemeiner Gewaltermächtigung. Zum Beispiel verfügt Himmler im März 1945 in seinem "Flaggenerlass", dass in Häusern, in denen die weiße Fahne gehisst wird, alle Männer ab einem bestimmten Alter erschossen werden sollen. Als Endphaseverbrechen gelten ganz verschiedene Gewalttaten: Die Todesmärsche der KZ-Häftlinge etwa oder die Massenmorde an ausländischen Zwangsarbeitern – das sind die bei Weitem meisten Opfer. Aber auch das Begleichen alter Rechnungen mit politischen Gegnern aus den 1930er Jahren, die kurz vor Schluss noch umgebracht werden. Oder die Gewalt gegen sogenannte Defätisten, also gegen Menschen, die lieber kapitulieren wollen anstatt einen sinnlosen Kampf fortzuführen und zu erleben, wie die weit überlegenen alliierten Truppen ihr Dorf in Schutt und Asche legten."
    • 28.04.202015:30

      KZ-Häftlinge überreichen Oskar Schindler Schutzbrief

      Im tschechischen Brünnlitz (Brněnec) machen sich die Häftlinge im örtlichen KZ Sorgen um den deutschen Direktor des Rüstungsbetriebs, für den sie Zwangsarbeit leisten müssen: Es handelt sich um Oskar Schindler. Mit List, Bestechungsgeldern und besten Kontakten zur SS hat er verhindert, dass seine jüdischen Häftlinge in die Vernichtungslager deportiert wurden. Schindler versorgt die Häftlinge relativ gut, es gibt keine Misshandlungen, er behandelt sie mit Respekt. Nun, da die sowjetischen Truppen nicht mehr weit sind, hoffen die Gefangenen darauf, dass Schindler und seine Frau Emilie rechtzeitig fliehen. Am 28. April, seinem Geburtstag, überreichen sie ihm feierlich einen Schutzbrief. Das Dokument ist abgefasst in drei Sprachen: Hebräisch, Englisch und Russisch. "So wurden wir, deren Beschützer Schindler so lange Zeit gewesen war, nun, am Ende des Krieges zu seinen Beschützern", schreibt Mietek Pemper nach dem Krieg. Pemper, einer der engsten Mitarbeiter des Firmenchefs, tippte auch einige von Schindlers Listen, mit denen er Hunderte Juden vor der Ermordung rettete.

      An seinem Geburtstag erhält Schindler auch ein Telegramm, aus dem hervorging, dass die Halbfabrikate der Firma für die Weiterverarbeitung untauglich seien. Schindler freute sich über dieses "schönste Geburtstagsgeschenk". Er hatte Pemper zufolge die Maschinen zur Granatenproduktion falsch kalibrieren lassen und damit die Munitionsherstellung sabotiert.

      Interview mit dem Zeitzeugen Mietek Pemper

    • 28.04.202016:30

      Hitler wird Ungehorsam von Befehlshabern klar

      Im Führerbunker kapiert der Diktator immer mehr, dass ihm maßgebliche Militärführer nicht mehr gehorchen. Die 5. Panzerarmee hat auch nicht versucht, nach Berlin durchzubrechen, wie von Hitler gefordert – es wäre ein Himmelfahrtskommando gewesen. Stattdessen zogen sich die Truppen zurück, ein SS-General deckte den Rückzug mit seinen Leuten - er verliert sein Kommando. Die nördliche Verteidigungsfront Berlins ist nun ungeschützt. Hauptverantwortlich ist Generaloberst Gotthard Heinrici. Hitler entlässt auch diesen Offizier.

      Hier Auszüge der Tagebuchaufzeichnungen Heinricis vom Krieg in der Sowjetunion 1941/42.
    • 28.04.202017:00

      Partisanen erschießen Mussolini


      Der italienische Faschistenführer Benito Mussolini ist tot. Am Vortag war sein Konvoi am Comer See von kommunistischen Widerstandskämpfern gestoppt worden. Vermutlich war er auf dem Weg in die Nahe Schweiz. Mussolini, der in die Uniform eines einfachen Soldaten geschlüpft war, wurde erkannt und gefangen genommen. Nun - einen Tag später - wird er erschossen, ebenso seine Gefährten, darunter die Geliebte Clara Petacci. Die Umstände ihres Todes sind bis heute nicht geklärt. Ist es ein Abgesandter des italienischen Komitees für die Nationale Befreiung (CLN), der die Gefangenen am Nachmittag erschießt - und zwar entgegen seines offiziellen Befehls, sie an die Alliierten auszuliefern? Oder sind es lokale Partisanen, die bereits am Vormittag zur Waffe griffen und womöglich zuvor Clara Petacci vergewaltigten?

      Die Leichen von Mussolini, Petacci und den anderen werden nach Mailand gebracht. Einen Tag später werden sie dort auf dem Piazzale Loreto kopfüber am Dach einer Tankstelle aufgehängt - genau so, wie dies im August 1944 mit hingerichteten Partisanen geschehen war.
    • 28.04.202017:30

      Radio Stockholm: Himmler verhandelt mit Westalliierten


      Der Reichsführer SS hatte bereits am 24. April in seinem derzeitigen Hauptquartier in Lübeck den schwedischen Grafen Folke Bernadotte getroffen, der als Vermittler fungierte. Um sich als Verhandlungspartner zu autorisieren, hatte Himmler behauptet, Hitler sei schwer krank oder schon tot oder demnächst tot, von einer Gehirnblutung war die Rede. Er bot den Westalliierten die Kapitulation an. Doch die lehnten ab, weil in den Vorschlag die Sowjetunion nicht einbezogen war. Inzwischen berichtet der schwedische Rundfunk, dass Himmler heimlich mit den Alliierten verhandelt – und diese Meldung erhält nun Telefonist Rochus Misch im Führerbunker. Als Hitler davon erfährt, ist er fassungslos und wütend. Das sei der "schamloseste Verrat der deutschen Geschichte", meint Hitler. Er behauptet, dass Himmler insgeheim schon lange gegen ihn arbeitet und erklärt sogar militärische Rückschläge damit. Nun will er gegen seinen Gefolgsmann so hart wie möglich vorgehen: Verstoß aus der NSDAP, Enthebung von allen Ämtern, Verhaftung. Hitlers Problem: Seine Macht reicht nicht mehr aus, um Himmler zu belangen.
      • Heinrich Himmler bei der Auszeichnung von Wehrmachtsangehörigen im Frühjahr 1945ScherlHeinrich Himmler bei der Auszeichnung von Wehrmachtsangehörigen im Frühjahr 1945
    • 28.04.202018:00

      Penzberger Mordnacht


      Nach den morgendlichen Aufrufen der Freiheitsaktion Bayern hatte in Penzberg, einer Bergarbeiterstadt südlich von München, der frühere sozialdemokratische Bürgermeister Johann Rummer kurzerhand den Nazi-Amtsinhaber Josef Vonwerden abgesetzt. Rummer wollte die Stadt kampflos an die Amerikaner übergeben und zudem eine Zerstörung des Bergwerks verhindern. Doch der Aufstand wird niedergeschlagen. Teile eines Artillerie-Regiments nehmen die Widerständler fest. Auf Befehl von Gauleiter Paul Giesler werden sieben von ihnen am frühen Abend in einem Waldstück erschossen.

      Im Auftrag Gieslers fällt außerdem eine Truppe von etwa 100 Milizionären um den Nazi-Schriftsteller Hans Zöberlein in Penzberg ein. Unter Mitwirkung von Einheimischen erstellen sie eine Liste von Regimegegnern, die sie aus ihren Häusern zerren und an Bäumen aufhängen.

      Insgesamt ermorden die Nazis in der Penzberger Mordnacht 16 Menschen, darunter eine schwangere Frau.
      • An der "Straße des 28. April 1945" erinnert ein Denkmal an die Penzberger MordnachtManfred NeubauerAn der "Straße des 28. April 1945" erinnert ein Denkmal an die Penzberger Mordnacht
    • 28.04.202021:00

      Reuters: Himmler bot bedingungslose Kapitulation


      Im Führerbunker verbreitet sich die Nachricht, dass es eine zweite Quelle für die Verhandlungen des bisherigen SS-Chefs mit den Westalliierten gibt. Die BBC berichtet unter Berufung auf Reuters, dass Himmler angeblich "eine bedingungslose Kapitulation durchführen und selbst dafür eintreten" wollte. Hitler jammert über Himmler, "dass er mir das antun musste". Der Diktator spekuliert darüber, dass sein bisheriger Gefolgsmann ihn "dem Feind lebendig" ausliefern wollte.
    • 28.04.202023:02

      Funkspruch an die "Westfestungen"

      Über das OKW lässt Hitler eine Nachricht an die "Westfestungen" absetzen. Hitler lässt mitteilen, dass er "ihrer gedenkt und erwartet, dass sie auch weiterhin in vorbildlicher Haltung ihre Pflicht erfüllen". Jede eigenmächtige Handlung sei zu unterlassen, heißt es zudem. Hitlers Botschaft ist sinnlos angesichts der militärischen Vorstöße der Alliierten innerhalb Deutschlands und der Auflösungserscheinungen des NS-Staats.
    • 28.04.202023:30

      Hitler lässt seinen Schwager erschießen

      Der Zorn des Diktators über Himmlers Geheimverhandlungen fokussiert sich auf den Verbindungsmann des bisherigen SS-Chefs: Hermann Fegelein, SS-Gruppenführer und Ehemann von Eva Brauns Schwester Gretl. Elf Monate zuvor hatte das Paar Hochzeit mit einem rauschenden Fest auf Hitlers Berghof gefeiert, der Bräutigam gehörte auch zum Inneren Kreis um Hitler. Doch nun ist für den Diktator alle Nähe verflogen. Hitler glaubt, dass Fegelein in Himmlers Pläne eingeweiht war. Am Tag zuvor war der Lebemann betrunken in einer Wohnung in Charlottenburg angetroffen worden, mit dabei: eine Geliebte und große Mengen Bargeld. Seitdem ist Fegelein in der Reichskanzlei arretiert. Nun, da Himmler für Hitler nicht greifbar ist, ordnet der Diktator Fegeleins Hinrichtung an. Der SS-Mann wird pro Forma vor ein Standgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Vier SS-Männer erschießen ihn von hinten in einem Kellergang der Neuen Reichskanzlei. Angeblich soll er versucht haben zu flüchten. Etwa zur gleichen Zeit geben sich Eva Braun und Adolf Hitler das Ja-Wort im Führerbunker.

      Interview mit der Historikerin Heike B. Görtemaker über die Personenkreise, mit denen sich Hitler umgab, und welche Rolle sie bei seinem Aufstieg spielten.
      • Rauschendes Hochzeitsfest auf Hitlers Berghof: Brautleute Fegelein (2.v.re. und Mitte) sowie Brautschwester Eva Braun (2.v.li) im Juni 1944.ScherlRauschendes Hochzeitsfest auf Hitlers Berghof: Brautleute Fegelein (2.v.re. und Mitte) sowie Brautschwester Eva Braun (2.v.li) im Juni 1944.
    • 28.04.202023:45

      Eva Braun heiratet Hitler


      Der Stadtrat Wolfgang Wagner wird in einem Schützenpanzer zur Reichskanzlei gebracht. Warum man ihn in die Regierungszentrale bringt, versteht der Standesbeamte erst, als er Hitler und der in ein Seidenkleid mit Pelzstola gekleideten Eva Braun gegenübersteht. Wagner soll eine "beschleunigte Eheschließung" im Führerbunker vornehmen. Wenige Minuten vor Mitternacht fragt Wagner die Eheleute, ob sie arischer Abstammung sind, keine Erbkrankheiten haben und gewillt sind, die Ehe einzugehen. Beide sagen Ja, dann unterzeichnen sie die Heiratsurkunde. Die Braut will zunächst mit ihrem Mädchennamen unterschreiben, dann streicht sie das B durch und schreibt "Eva Hitler". Der Diktator gibt seiner Frau einen Handkuss.
    • 29.04.202000:00

      29. APRIL 1945 (SONNTAG)

    • 29.04.202002:00

      Hitler diktiert Testamente


      Hitler bittet Sekretärin Traudl Junge etwas zu stenografieren. Dann diktiert er seinen Letzten Willen. Es handelt sich um ein zweiteiliges "Politisches Testament" sowie ein "Privates Testament". Neben allerlei völkisch-nationalistischen Propagandaphrasen ist das Dokument voller antisemitischer Tiraden. Hitler kündigt an, sich gemeinsam mit seiner Partnerin Eva zu töten. Er verstößt Himmler und Göring aus der Partei und enthebt sie ihrer Ämter. Als Nachfolger nennt er als Reichskanzler Propagandaminister Joseph Goebbels, neuer Reichspräsident soll der Chef der Reichsmarine, Karl Dönitz, werden. Der Großadmiral hatte sich als fanatischer Nationalsozialist in Szene gesetzt. Was das Leben seiner Untergebenen angeht, zeigt sich Dönitz rücksichtslos bis zuletzt: Fahnenflucht und Zweifel am Siegeswillen in der Truppe lässt er meistens mit dem Tod ahnden, im von ihm forcierten U-Boot-Krieg sterben Zigtausende Matrosen. Am 25. April noch hatte der Großadmiral 10 000 leichtbewaffnete Matrosen ans Festland Richtung Berlin geschickt, um den sowjetischen Belagerungsring um die Hauptstadt zu durchbrechen – ein nicht auszuführender Befehl, den Dönitz dennoch gibt, um Hitler zu gefallen.
    • 29.04.202005:00

      Goebbels will auch im Bunker sterben

      Der Propagandaminister lässt am frühen Morgen einen Zusatz unter Hitlers Testament schreiben. Goebbels schwadroniert darin über ein "Delirium von Verrat" und kündigt an, sich mit Frau und Kindern umzubringen. Hitlers Testamente werden dreifach ausgefertigt, Kuriere machen sich auf den Weg. Je ein Exemplar soll in die Münchner Parteizentrale, nach Plön zu Dönitz sowie nach Prag gebracht werden, das noch unter deutscher Kontrolle ist.
    • 29.04.202006:00

      Die Lage am Morgen des 29. April 1945

      • Berlin steht unter Beschuss. Die Sowjetarmee hat die Reichshauptstadt umzingelt und stößt nun in einem erbitterten Häuserkampf zur Stadtmitte vor.
      • Dort harrt im sogenannten Führerbunker unter der Reichskanzlei Hitler mit seinem engsten Kreis aus. Spät in der Nacht hat er Eva Braun geheiratet und danach sein Testament inklusive Nachfolgeregelung diktiert.
      • Im Süden des Landes zieht die US-Armee in Richtung München.
      • Der Krieg ist für das Deutsche Reich längst verloren. Trotzdem gehen die Nazis weiterhin mit brutaler Härte gegen ihre Gegner vor. Ein Aufstand in Bayern ist am 28. April von den lokalen Machthabern schnell niedergeschlagen worden. Im österreichischen KZ Mauthausen wurden an diesem Tag zum letzten Mal Häftlinge vergast.
      • Der italienische Faschistenführer Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci sind von Partisanen erschossen worden.

      Text über die Nazi-Gräueltaten in Bayern in den letzten Kriegstagen.

    • 29.04.202007:00

      Häuserkampf in Berlin "tobt Tag und Nacht"

      Die letzten Ausgaben der Nazi-Zeitungen Völkischer Beobachter und des Panzerbären erscheinen. Demnach würden angeblich "bei Tag und Nacht neue Einsatzkräfte" an Berlin herangeführt – eine Lüge. Das Offensichtliche wird allerdings eingeräumt: "Der Kampf um den Stadtkern entbrannt." Und das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht vermerkt ungeschönt: Der Häuserkampf in Berlin "tobt Tag und Nacht".
    • 29.04.202008:30

      Historikerin Heike B. Görtemaker über die späte Hochzeit Hitlers

      Zum Zeitpunkt der Eheschließung hatte Hitler seinen Tod bereits geplant. Unmittelbar nach der Trauung diktierte er seine Testamente. Warum der Diktator überhaupt seine Partnerin Eva Braun geheiratet hat, erläutert die Heike B. Görtemaker. Die Historikerin ist Biographin Brauns und eine profunde Kennerin des inneren Kreises um Hitler.

      "Die NS-Propaganda verbreitete die Sozialutopie vom selbstlosen auf privates Glück verzichtenden Führer und seiner Volksgemeinschaft. Abseits dieses 'Führerkults' sah die Wirklichkeit jedoch anders aus. Tatsächlich konnte Hitler nicht allein sein. Stets war er umgeben von einem Kreis aus loyalen Männern und Frauen, der ihn seelisch stützte und in seinem Tun bestätigte. Eva Braun spielte in diesem 'Hofstaat' eine bestimmende Rolle. Als sie Anfang März 1945 freiwillig von München in das kriegszerstörte Berlin reiste, um bis zum Ende an seiner Seite zu bleiben, während Minister und hohe NS-Führer bereits enteilten und sich in Sicherheit brachten, war dieser Beweis unbedingter Treue für Hitler von großer Bedeutung. Er sei glücklich darüber gewesen, heißt es, und er dankte es ihr mit der Hochzeit in der Nacht auf den 29. April im Bunker unter der Reichskanzlei."

    • 29.04.202009:30

      Berlin-Mitte ist ein Schlachtfeld

      90 Raketenwerfer haben das Regierungsviertel beschossen, nun stellt die Rote Armee das Feuer der schweren Artillerie ein. Berlin-Mitte ist ein Schlachtfeld: Leichen und Leichenteile liegen herum, Gebäude sind zerschossen, Spree-Brücken großteils zerstört. Sowjetische Infanteristen und Panzer stoßen bis zum Anhalter Bahnhof, zur Friedrichstraße und zur Wilhelmstraße vor. Ein Hauptziel ist das Reichstagsgebäude. Die Gestapo-Zentrale wird erobert, später ziehen sich die Rotarmisten wieder zurück. Ein französischer SS-Mann schießt acht Panzer ab und bekommt dafür das Ritterkreuz – die letzte dieser Auszeichnungen, die verliehen wird. Zwei Tage später wird der 20-Jährige von einem Scharfschützen getötet.
      • Volkssturmmänner errichten eine Wegblockade mit einer zerstörten Straßenbahn.ScherlVolkssturmmänner errichten eine Wegblockade mit einer zerstörten Straßenbahn.
    • 29.04.202009:45

      Historikerin Heike B. Görtemaker über Braun als Hitlers heimliche Partnerin


      Braun und Hitler haben sich Ende der zwanziger Jahre kennengelernt, ab etwa 1932 waren die beiden liiert – doch kaum jemand wusste davon. Historikerin Görtemaker erklärt die Hintergründe.

      "
      Die Existenz Eva Brauns an der Seite Hitlers war in der deutschen Öffentlichkeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges unbekannt. Niemand außer den engsten politischen Mitstreitern und Vertrauten wusste, dass der "Führer" in seinem 'Berghof' auf dem Obersalzberg, wohin er sich bevorzugt vor wichtigen politischen Entscheidungen zurückzog und wo er auch ausländische Staatsgäste empfing, mit einer jungen Frau zusammenlebte. Nach außen hin durfte die Freundin nicht in Erscheinung treten. Die Eingeweihten mussten Stillschweigen bewahren."

      Interview mit Heike B. Görtemaker über Eva Braun.
    • 29.04.202010:00

      Kesselschlacht von Halbe


      Parallel zur Schlacht um Berlin kämpfen südlich der Hauptstadt die Verbände, welche Hitler zu seiner Rettung anfordert. Doch die Befehlshaber gehorchen nicht mehr dem Diktator, das Ziel ist ein anderes: General Walther Wenck marschiert mit seiner 12. Armee in Richtung Osten. Dort befinden sich die Reste der 9. Armee, die bei der Ortschaft Halbe von sowjetischen Truppen eingeschlossen sind. Im Kessel befinden sich etwa Zehntausende Soldaten, Zivilisten und Zwangsarbeiter, die nach Westen drängen, es herrscht Chaos. Von außen feuert die sowjetische Artillerie in den von den Deutschen gehaltenen Landstrich, die Straßen sind übersät mit Leichen, Koffern und anderen Gegenständen. Dazwischen drängen sich die Flüchtenden. Panzer rollen über die Toten und die Verletzten. Es gibt Schießereien zwischen fanatischen SS-Leuten und Wehrmachtssoldaten, die aufgeben wollen. Etwa 40 000 Menschen sterben im Kessel, auf sowjetischer Seite kommen 20 000 Soldaten um.

      Tatsächlich gelingt es Wencks Männern, die eingeschlossene Armee zu erreichen. Der junge Wehrmachtspionier Hans-Dietrich Genscher gehört zu den ersten Soldaten, die die Überlebenden der 9. Armee bei der Stadt Beelitz sehen. An dem späteren Außenminister schleppen sich unzählige Landser und Zivilisten vorbei, dazu gefangene Russen, die verwundete Deutsche tragen müssen. Auch Dieter Hildebrandt ist als junger Wehrmachtssoldat dabei, als sich “dieses Loch bei Beelitz” auftut. "Dann sind wir auf dem Fuße umgedreht und gerannt, dass die Hacken Feuer fingen", erzählt der Kabarettist später (hier sein Zeitzeugenbericht). An die Rettung von Hitler denkt niemand mehr. Alle wollen so schnell wie möglich nach Westen Richtung Elbe - um sich dort den Amerikanern zu ergeben.
      • Sowjetische Einheiten beim Vormarsch in Ostdeutschland im April 1945, gefallene deutsche SoldatenScherl/SZ PhotoSowjetische Einheiten beim Vormarsch in Ostdeutschland im April 1945, gefallene deutsche Soldaten
    • 29.04.202011:30

      Lagebesprechung im Führerbunker


      Mittags konferiert Hitler mit dem verbliebenen Kreis über die Situation. Die Spitzen der Roten Armee sind inzwischen nur noch 500 Meter vom Führerbunker entfernt, die Verteidiger verfügen nur noch über zwölf funktionsfähige Panzer. Ein Fesselballon, der die Telefonverbindung zum Oberkommando der Wehrmacht bislang ermöglichte, wird abgeschossen. Junge Offiziere machen Hitler den Vorschlag, sich zu General Walther Wenck durchzuschlagen um diesen "zur Eile anzuhalten".

      Hitler geht auf die Idee ein, er malt sich aus, wie die Soldaten mit einem Boot über die Havel aus der belagerten Stadt kommen werden. Zuletzt ist von einem Kanu die Rede. Die drei Männer dürfen schließlich gehen, auch wenn es ihnen augenscheinlich vor allem darum geht, am Leben zu bleiben. Zwei ergeben sich den Amerikanern, einer endet in sowjetischer Gefangenschaft.
    • 29.04.202012:00

      US-Armee befreit Häftlinge des KZ Dachau


      US-Colonel Felix Sparks steht mit seiner Einheit, dem 157. Infanterieregiment der 45. Division, kurz vor München, als er am Morgen den Marschbefehl zum Konzentrationslager Dachau erhält. "Ich wusste nichts über das Lager, noch hatte ich jemals davon gehört", wird er später sagen. Als die Soldaten auf das Gelände vordringen, stoßen sie als erstes auf einen Eisenbahnzug mit Hunderten Toten. Die Menschen waren auf der Fahrt vom KZ Buchenwald nach Dachau verdurstet und verhungert oder bei der Ankunft erschossen worden. Sparks spricht von einem "traumatischen Schock". Im Lager selbst werden die Amerikaner von den Überlebenden mit unglaublichem Jubel empfangen. Doch auch hier bietet sich ihnen ein erschreckendes Bild: Sie sehen schwer kranke, abgemagerte Häftlinge, finden Berge ausgemergelter Leichen. In die Freude über die Befreiung mischt sich Entsetzen und Wut. US-Soldaten erschießen einige zurückgebliebene SS-Leute, manche Häftlinge bringen Wächter und Kapos um.

      Wie Soldaten und KZ-Häftlinge die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau erlebten (SZ Plus)
    • 29.04.202012:15

      Rathausbesetzung vor dem Einmarsch der Amerikaner


      Ein Großteil der Wachmannschaften in Dachau hat sich jedoch vor der Ankunft der US-Truppen schon abgesetzt – nachdem die SS-Einheiten am Vortag noch einen lokalen Aufstand im Zuge der Freiheitsaktion Bayern blutig niedergeschlagen hatten. Einige Dutzend Regimegegner, darunter auch entflohene Häftlinge des Konzentrationslagers, hatten am Morgen des 28. April das Rathaus in Dachau gestürmt. Doch unterlagen sie nach mehrstündigen Gefechten der Übermacht der SS. Sechs Aufständische starben oder wurden unmittelbar hingerichtet. Andere wurden kurzzeitig inhaftiert oder konnten fliehen.

      In Dachau werden von den Amerikanern auch sieben Mütter mit ihren sieben Babys befreit. Die Kinder waren im KZ zur Welt gekommen - Leslie Rosenthal ist eines davon. Ein Porträt (SZ Plus).

    • 29.04.202013:00

      Gnadenlos bis zuletzt - Häftlingstransporte und Todesmärsche


      Von etwa 700 000 Menschen, die zur Jahreswende 1944/45 noch von den Nazis in Konzentrationslagern gefangen gehalten wurden, überlebt etwa ein Drittel die letzten Monate des NS-Regimes nicht. Viele der hungernden, kranken KZ-Häftlinge sterben bei den Räumungen der Vernichtungs- und Konzentrationslager. Sie werden bei eisigen Temperaturen in überfüllte Eisenbahnwaggons gepfercht oder zu Fuß quer und oft ziellos durchs Reich getrieben, über Tage, Wochen. Wie perfide das ist, zeigt sich auch beim Konzentrationslager Dachau: Bis zuletzt ist das Lager Ziel solcher Häftlingstransporte – der Todeszug aus dem KZ Buchenwald, auf den die amerikanischen Befreier stoßen, war erst am Tag zuvor dort angekommen. Zugleich treibt die SS nur wenige Tage vor Ankunft der US-Armee Tausende Häftlinge aus dem Dachauer KZ in Richtung Tirol. Mindestens 1000 von ihnen werden diese Tortur nicht überleben.

      Text über einen Todesmarsch westlich von München.

    • 29.04.202014:30

      Letzter Flug aus Berlin

      Pilotin Hanna Reitsch verlässt die umkämpfte Hauptstadt, ihr Flugzeug hebt auf der Charlottenburger Chaussee ab. Mit an Bord: Robert Ritter von Greim. Gemeinsam waren sie drei Tage zuvor ins eingekesselte Berlin geflogen – wo Reitsch den Fieseler Storch nach sowjetischem Beschuss mit einem tollkühnen Manöver kurz vor dem Brandenburger Tor gelandet hatte. Der verwundete Greim wurde auf einer Trage ins Vorzimmer des Bunkers gebracht. Der britische Historiker Anthony Beevor nennt es "eines der grotesken Melodramen, die für den Zusammenbruch des 'Dritten Reiches' so charakteristisch waren". Denn Hitler selbst hatte auf das persönliche Erscheinen Greims bestanden - und hätte so doch beinahe den Mann getötet, den er zum Göring-Nachfolger auserkoren hatte.

      Nachdem der Diktator Göring vor wenigen Tagen verstoßen hatte, machte er Greim zum neuen Chef der Luftwaffe und ernannte ihn zum Generalfeldmarschall. Reitsch versuchte, Magda Goebbels zu überzeugen, ihre sechs Kinder in Sicherheit zu bringen. Doch die Frau des Propagandaministers lehnte ab. So fliegt die fanatische Nationalsozialistin Reitsch nur mit Greim nach Plön zu Dönitz. Im Anschluss geht es weiter nach Kitzbühel in Tirol, wo beide in US-Kriegsgefangenschaft geraten werden. Die Pilotin überlebt den Krieg, Greim tötet sich in Kriegsgefangenschaft mit einer Zyankali-Kapsel, die ihm Hitler im Führerbunker überreicht hatte.
    • 29.04.202015:15

      Deutsche unterschreiben Kapitulation in Italien


      In Caserta nahe Neapel erscheinen Deutsche im Hauptquartier der britischen und amerikanischen Streitkräfte in Italien. Es handelt sich um die Führungsspitze an der Südfront, Generaloberst Heinrich von Vietinghoff, den Oberbefehlshaber Südwest, und SS-General Karl Wolff, den "Höchsten SS- und Polizeiführer" in Italien. Die Männer sind in Zivilkleidung zur Erledigung einer militärischen Sache nach Caserta gekommen: zur Unterschrift der Kapitulation aller deutschen Streitkräfte in Italien.
      Vorausgegangen waren wochenlange Geheimverhandlungen in der Schweiz: Wolffs wichtigster Gesprächspartner war Allen Welsh Dulles, Kopf des US-Geheimdienstes OSS mit Sitz in dem neutralen Alpenland und späterer Chef der CIA.

      Die Wehrmachtsoberen in Italien, aber auch die örtlichen SS-Anführer sahen ein, dass ein Weiterkämpfen sinnlos ist. Die Schweizer unterstützten die vertraulichen Verhandlungen. Die Gespräche waren zeitweise gestoppt worden wegen des Todes des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und weil die sowjetische Seite scharf protestierte. Doch nun, am 29. April, kommt es dennoch ohne Zustimmung Hitlers und des OKW zur Teilkapitulation.

      Das alliierte Gegenüber der Besucher ist – durch einen großen Tisch getrennt - der britische Feldmarschall Harold Alexander mit seinem Stab. Sicherheitshalber fragt der Brite die Besucher nach ihren Namen und ob sie zu diesem Schritt bereit seien – Journalisten fotografieren und filmen mit. Dann unterschreiben Vietinghoff und Wolff das Dokument, wonach mehr als 800 000 deutsche Soldaten die Waffen niederlegen. Gültig wird die Kapitulation allerdings erst am 2. Mai.

      Das OKW, Dönitz und Hitler erfahren zunächst nichts davon, was wohl auch an den zusammenbrechenden Kommunikationskanälen liegt. Vietinghoffs Vorgesetzter Generalfeldmarschall Albert Kesselring hält den Schritt für Verrat, enthebt diesen seines Postens und lässt ihn einsperren.

      SS-General Wolff behauptet nach dem Krieg, er habe vom Holocaust keine Kenntnis gehabt. Tatsächlich ist der enge Mitarbeiter von Himmler aktiv beteiligt an der Deportation von Juden in Vernichtungslager und anderen Nazi-Verbrechen.

      • Feldmarschall Harold Alexander (li.)ScherlFeldmarschall Harold Alexander (li.)
    • 29.04.202016:00

      Hitler lässt Gift an Hund testen


      Der Diktator lässt die Zyankali-Kapseln testen, die er von Himmler erhalten hatte. Er will sichergehen, dass das Gift wirkt, schließlich ist der SS-Chef für Hitler nun ein Verräter. Hitler ordnet an, das Gift seinem Lieblingshund Blondi zu verabreichen. In der Toilette des Bunkers zerbricht ein Arzt eine Ampulle im Maul des Tieres – Sekunden später ist es tot. Hitler erscheint und sieht sich die tote Hündin an, dann verschwindet er wortlos in seinem Zimmer. Vor dem Eingang der Reichskanzlei werden derweil zwei gefangene Rotarmisten per Genickschuss ermordet.
      • Hitler mit seiner Schäferhündin "Blondi" auf dem ObersalzbergScherlHitler mit seiner Schäferhündin "Blondi" auf dem Obersalzberg
    • 29.04.202017:00

      KZ Dachau wird offiziell den Amerikanern übergeben


      Der provisorische Kommandant Heinrich Wicker übergibt dem US-General Henning Linden das KZ, auch Journalisten und Vertreter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes sind an diesem Tag anwesend. Um Krankheiten einzudämmen, verhängt das US-Militär eine Quarantäne. Das seit 1933 bestehende Konzentrationslager in Dachau war das erste auf Dauer angelegte Lager im NS-Staat – nun ist es eines der letzten, das befreit wird. Mehr als 200 000 Menschen waren hier eingesperrt, mehr als 30 000 von ihnen wurden ermordet oder kamen durch Krankheiten oder Unterernährung um. Die in Dachau entwickelte "Lagerordnung", die brutale Willkürherrschaft der SS und völlige Entrechtung der Häftlinge, wurde zum Vorbild für die anderen Konzentrationslager im Deutschen Reich.

      Die Befreiung – Fotos aus dem Konzentrationslager Dachau:
    • 29.04.202018:00

      "1000 Gramm Brot, 100 Gramm Fett"


      Weite Teile von "Groß-Berlin" sind von der Roten Armee erobert, dennoch planen die NS-Behörden im deutsch kontrollierten Bereich die Lebensmittelabgabe bis weit in den nächsten Monat. Eine entsprechende Aufstellung im Propaganda-Kampfblatt Der Panzerbär sieht für die Woche vom 30. April bis 6. Mai pro Person vor: "1000 g Brot, 100 g Fett, 250g Fleisch."

      Für den Zeitraum bis zum 27. Mai zusätzlich: "62,5 g Käse bzw. 125 g. Quark, 500g Marmelade oder 250g Zucker oder 300g Zuckersyrup, Obstsyrup oder Kunsthonig." Außerdem seien 3,1 Kilogramm "Gemüse beliebiger Art“ oder 100g Trockengemüse" erhältlich. Und gegen die Abgabe bestimmter Lebensmittelmarken auch jeweils eine Dose Fleisch oder Gemüse.
    • 29.04.202019:00

      Tschechen stoppen Todestransport und helfen KZ-Häftlingen


      Ein Zug mit der Nummer 94803 fährt den Bahnhof der Kleinstadt Roztoky nahe Prag ein. Es ist eine Zwangsfahrt von mehr als 4000 KZ-Häftlingen: ein sogenannter Todestransport. Seit Tagen ist der Zug unterwegs, die Gefangenen sind geschwächt, krank oder verletzt. In Roztoky stoppt der Zug, der Bahnhofsvorsteher arrangiert sich mit den SS-Bewachern. Die Hilfe kann beginnen: Zivilisten versorgen Frauen und Mädchen, die Schwächsten, Schüler bergen Leichen und Verletzte, viele Häftlinge können mit Hilfe der couragierten Bürger fliehen. Der örtliche Gemischtwarenhändler filmt das Geschehen – ein einzigartiges Zeitdokument entsteht. Für diejenigen Gefangenen, die im Zug bleiben, wird die Fahrt furchtbar enden. Später wird der Zug die Fahrt fortsetzen, in Prag werden weitere Waggons mit KZ-Häftlingen angekoppelt. Tage später endet die Reise nahe der tschechisch-österreichischen Grenze mit einem Massaker.

      Text über die Ereignisse in Roztoky mit Fotos und Film (SZ Plus)
    • 29.04.202020:10

      "Wo sind die Spitzen von Wenck?"


      Aus dem Führerbunker lässt der Diktator an das Oberkommando der Wehrmacht einen Funkspruch absetzen, der aus fünf Fragen besteht. Hitler will wissen, wo die Einheiten stehen, den sowjetischen Belagerungsring um Berlin durchbrechen könnten und fragt nach einzelnen Verbänden: “1 Wo sind die Spitzen von Wenck? Wann greifen sie weiter an? Wo ist die 9. Armee? Wohin bricht die 9. Armee durch? Wo sind die Spitzen von Holste? Gez. Adolf Hitler.” Die Truppen, auf deren Offensivkraft Hitler baut, sind in Wirklichkeit drastisch geschwächt, materiell und personell. Sie bestehen aus demoralisierten Männern und Halbwüchsigen, die man in Uniformen gesteckt hat. Die meisten haben nur eines im Sinn: Möglichst schnell nach Westen, um sich den Amerikanern zu ergeben, um nicht in sowjetische Kriegsgefangenschaft zu geraten.
    • 29.04.202021:00

      "Kaum vorzustellen, dass Frieden wird"


      In Stockholm, Hauptstadt des neutralen Schweden, schreibt Astrid Lindgren aufgewühlt in ihr Tagebuch. Die Schriftstellerin hat schon am Vortag im Radio gehört, dass Himmler heimlich mit den Westalliierten verhandelt. Der SS-Chef, den Lindgren ein "Monster" nennt, will Frieden machen? Lindgren und ihr Ehemann Sture tun die Nachricht erst als Gerücht ab, denn davon gab es in letzter Zeit so viele. Nun, da die Meldung auch in den Zeitungen steht, da jubiliert sie. "Die Deutschen kapitulieren – endlich", notiert Lindgren. "Ich habe keinen Zweifel, dass Hitler im Sterben liegt, vielleicht hat ihn Himmler umbringen lassen." Ihr gefalle es, schreibt sie, dass der Krieg im Frühling ende. "Kaum vorzustellen, dass der Frieden wird."

      Doch Lindgrens Feierlaune ist getrübt. Sie denkt zurück an die Zehntausenden, die vor den deutschen Eroberern aus Dänemark und Norwegen nach Schweden fliehen mussten. Und daran, dass der Friede so lange auf sich warten ließ. Eigentlich sei der Krieg doch schon mit der Schlacht um Stalingrad entschieden gewesen – "warum musste der sinnlose Kampf so viele Jahre weitergehen?"

      Später am Abend bekommt Lindgren aktuelle Informationen, sie schreibt noch etwas ins Tagebuch. "Alles Lüge! Mit der Kapitulation", notiert sie verärgert. Die Deutschen wollen "nur vor Briten und Amerikanern kapitulieren, nicht vor den Russen".

      Text über Astrid Lindgrens Tagebuchaufzeichnungen 1939-1945.
    • 29.04.202022:00

      Amerikaner erreichen Münchner Vororte - die Reaktion ist anders als in Nürnberg


      Hitler wollte, dass sich seine "Hauptstadt der Bewegung" bis zum Äußersten verteidigt. Es kommt anders. Nun, da die ersten amerikanischen Einheiten die Vororte Münchens erreichen, gibt es nur vereinzelte Gefechte. Ganz anders war das wenige Tage zuvor in Nürnberg. In der der symbolisch ebenfalls besonders bedeutsamen "Stadt der Reichsparteitage" lieferten sich die verbliebenen deutschen Verbände unter dem Druck des fanatischen Gauleiters Karl Holz fünf Tage lang von vornherein vergebliche Gefechte mit der anrückenden 7. US-Armee. Forderungen zur Übergabe der Stadt wurden abgelehnt. Die durch Luftangriffe ohnehin schon in Trümmern liegende Stadt wurde weiter zerstört. Hunderte Menschen kamen ums Leben, darunter auch viele Zivilisten. Erst am Abend des 20. April - Hitlers 56. Geburtstag - paradierten die siegreichen US-Soldaten auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Die Schlacht um Nürnberg war der letzte große Kampf im süddeutschen Raum.

      Wie es Bürger erreichten, dass Wehrmacht und SS die Stadt Freising bei München kampflos den amerikanischen Streitkräfte übergeben haben.

    • 29.04.202022:30

      Hitler erfährt von Mussolinis Tod


      Die Nachricht vom Tod des italienischen Diktators erreicht den Führerbunker. Hitler hört nun auch, dass Mussolinis Leiche in Mailand öffentlich kopfüber aufgehängt und der Wut der Bevölkerung preisgegeben wurde. Nun wächst seine Sorge, dass er von den Sowjets gefangen genommen oder seine Leiche zur Schau gestellt werden könnte. Hitler ordnet an, dass sein Körper nach der Selbsttötung verbrannt "und so für immer unentdeckt bleiben" soll.
    • 30.04.202000:00

      30. APRIL 1945 (MONTAG)

    • 30.04.202001:00

      "Entsatz von Berlin aussichtslos"

      Im Berliner "Führerbunker" kommt Hitler zu seinem Telefonisten Rochus Misch, der ihm eine über Funk durchgegebene Nachricht von Generalfeldmarschall Keitel übermittelt. Dieser befindet sich mit seinem Stab inzwischen im mecklenburgischen Dobbin. "Entsatz von Berlin aussichtslos", lässt der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht den Diktator wissen. Der sowjetische Belagerungsring kann nicht mehr geknackt werden. Die deutschen Truppenverbände, die die von der Roten Armee eingekesselte Hauptstadt erreichen sollten, stecken fest. Hitlers letzte, auch nur theoretische Hoffnung auf eine Abwehr des Feindes ist damit zerschlagen.
    • 30.04.202002:00

      Hitler verabschiedet sich vom erweiterten Kreis


      Im Führerbunker gibt der Diktator jedem der etwa 20 bis 25 anwesenden Personen die Hand und entbindet sie vom auf ihn abgelegten Eid. Auf die Anwesenden macht Hitler den Eindruck eines "Geistes", der Blick starr, seine Hände zittern. "Ein bisschen zusammengefallen", wirkt er auf Telefonist Misch in seiner letzten Lebensphase. Nach der Verabschiedung legt sich Hitler schlafen.

      Gespräch mit Hitler-Leibwächter Rochus Misch über seine Tätigkeiten und das Umfeld des Diktators.

    • 30.04.202005:00

      Artilleriebeschuss im Berliner Regierungsviertel


      In der Nähe des Führerbunkers dringen Sowjet-Soldaten weiter ins Regierungsviertel vor, Artillerie feuert. Das Reichsinnenministerium wird erobert, das Reichstagsgebäude ist heftig umkämpft. Hitler sitzt ein letztes Mal mit seinen Sekretärinnen und seiner Ehefrau Eva, die er erst vor wenigen Stunden geheiratet hat, zusammen und trinkt Tee.
    • 30.04.202006:00

      Rotarmisten nur noch 300 Meter vom Führerbunker entfernt

      Inzwischen wird es hell in Berlin. Im Bunker der Reichskanzlei lässt Hitler SS-General Wilhelm Mohnke zu sich kommen, den Kommandanten der verbliebenen Truppen, die das Regierungsviertel verteidigen. Bekleidet im Morgenmantel und Hausschuhen fragt der Diktator: "Wie lange können sie noch halten?" - "Maximal 24 Stunden", antwortet Mohnke. Die Rotarmisten sind nur noch 300 Meter entfernt, zusammenhängende Verteidigungslinien gibt es auf deutscher Seite nicht mehr, die Munition ist bald aufgebraucht. Im Regierungsviertel befinden sich noch etwa 10 000 Soldaten der Deutschen, darunter viele ausländische SS-Leute.

    • 30.04.202007:30

      Gefecht bei Garmisch-Partenkirchen

      Die Wetterstation auf der Zugspitze vermerkt an diesem Tag in 2960 Metern Höhe eine eisige Witterung: Temperaturdurchschnitt minus 12,6 Grad Celsius, Schneehöhe bei 2,60 Meter sowie 2,7 Stunden Sonne. Am Fuß des Wettersteingebirges geht derweil der Krieg weiter. Garmisch-Partenkirchen, 1936 Austragungsort der Olympischen Winterspiele, ist seit dem Vorabend von US-Truppen besetzt. Die Straße nach Mittenwald, dem Standort einer deutschen Gebirgsjäger-Einheit, ist beim Ort Kaltenbrunn gesperrt. An einer Engstelle haben die Wehrmachtssoldaten Minen gelegt. Die Amerikaner lassen einen Räumpanzer die Stelle durchfahren, die Sprengladungen explodieren. Kurzes Gefecht, die Army bricht durch.
      • Das 'Münchner Haus' auf der 2957 Meter hohen Zugspitze während der NS-Zeit.ScherlDas 'Münchner Haus' auf der 2957 Meter hohen Zugspitze während der NS-Zeit.
    • 30.04.202008:00

      Die Lage am Morgen des 30. April 1945

      • Im eingekesselten Berlin dringen die Sowjet-Truppen immer mehr in die Stadtmitte vor. Am Morgen sind sie nur noch wenige hundert Meter vom sogenannten Führerbunker entfernt.
      • Dort hat der frisch verheiratete Hitler am Vortag seinen letzten Willen verfasst. In seinem politischen Testament ernennt er Großadmiral Dönitz zu seinem künftigen Nachfolger als Reichspräsident.
      • Die deutschen Truppen in Norditalien haben eigenmächtig eine Teilkapitulation unterzeichnet, Beginn 2. Mai - weder die Wehrmachtsführung noch Hitler wurden informiert.
      • US-Truppen haben am Vortag das Konzentrationslager Dachau befreit. Nun stehen sie an der Münchner Stadtgrenze.
    • 30.04.202008:00

      Führerbunker unter direktem Beschuss


      Sowjetische Truppen feuern auf die Ruinen der Reichskanzlei und auch auf die Zugänge des Bunkers. Dort wächst die Sorge, dass es zu einem direkten Sturmangriff kommen könnte. Die Wachen werden verstärkt, Korridore abgesperrt, Maschinenpistolen und Handgranaten ausgegeben.
    • 30.04.202009:00

      "Fortschreitende Auflösung in Deutschland"


      Die Leser der Neuen Zürcher Zeitung erhalten auf der Titelseite einen zutreffenden Befund präsentiert: "Fortschreitende Auflösung in Deutschland" lautet die Überschrift des Blattes aus der neutralen Schweiz. Was die an sich seriöse NZZ zu berichten hat, ist allerdings ein Sammelsurium von Vermutungen, Tatsachen und Gerüchten: Es wird unter anderem kolportiert, dass Himmler den bisherigen Reichsmarschall Göring habe "hinrichten lassen", sowie "Berichte aus Deutschland, nach denen auch Hitler und Goebbels beseitigt worden sein sollen" – all das ist allerdings nicht der Fall. Zutreffend heißt es in dem Blatt, Himmler habe den USA und Großbritannien die bedingungslose Kapitulation angeboten, auch das vom SS-Chef gestreute Gerücht von einer angeblich schweren Erkrankung Hitlers wird erwähnt.
    • 30.04.202010:00

      Rote Armee befreit KZ-Häftlinge in Ravensbrück

      Sowjetsoldaten erreichen das brandenburgische Konzentrationslager. Dort sind nur noch etwa 2000 ausgemergelte Frauen und ein paar hundert Männer. Sie wurden von der SS als zu krank zurückgelassen, die übrigen Gefangenen wurde auf einen Todesmarsch getrieben. Von den erschöpften Gefangenen sterben viele in den nächsten Wochen und Monaten.
      • Zwangsarbeiterinnen im KZ RavensbrückSZ PhotoZwangsarbeiterinnen im KZ Ravensbrück
    • 30.04.202011:00

      Churchill will West-Alliierte nach Prag marschieren lassen

      Der britische Premierminister schreibt US-Präsident Truman einen Brief, in dem er ihm vorschlägt, ein militärisches Ziel zu priorisieren: ein Vordringen in Tschechien nach Osten bis zur Hauptstadt Prag. Churchill weiß, dass der große Bündnispartner die Sache anders sieht. Der Amerikaner und alliierte Oberbefehlshaber Eisenhower setzt den Fokus auf Süddeutschland und Österreich - weil er glaube, dass sich "fanatische Nazis in den Bergen Bayerns und Tirols festsetzen würden", wie Churchill meint. Deshalb hat die US-Armee ihren Vormarsch nach der Eroberung der böhmischen Städte wie Pilsen und Karlsbad gestoppt. Das hält Churchill für unklug: "Prag lag unserem Zugriff offen, und seiner Besetzung durch unsere Truppen", schreibt der Brite nach dem Krieg, "standen keine Abmachungen" mit Stalin entgegen.

      Nun, angesichts des nahenden Sieges, geht es Churchill auch darum, die künftigen Machtbereiche abzustecken. Je weiter entfernt die sowjetischen Truppen in Osteuropa stehen, desto besser, findet der Premierminister, er misstraut dem Kreml. Und er sieht den Ost-West-Konflikt heraufziehen. In einer "persönlichen und streng geheimen Botschaft" an den Sowjet-Diktator schildert er Stalin Ende April das Szenario einer Block-Bildung: Hier die USA, das Vereinigte Königreich und deren Verbündete, dort die vom Kreml kontrollierten Staaten. Ihm, so Churchill, sei die Vorstellung einer solchen Zukunft "nicht sehr angenehm". Auf der anderen Seite will es der Brite durchaus auf Unannehmlichkeit mit dem Kreml ankommen lassen und die anglo-amerikanischen Truppen Richtung Prag marschieren lassen.

      • Shakehands im Schloss Cecilienhof: Der britische Premierminister Winston Churchill, US-Präsident Harry S. Truman und Sowjet-Diktator Josef Stalin während der Postdamer Konferenz im Juli 1945  dpaShakehands im Schloss Cecilienhof: Der britische Premierminister Winston Churchill, US-Präsident Harry S. Truman und Sowjet-Diktator Josef Stalin während der Postdamer Konferenz im Juli 1945
    • 30.04.202011:45

      Truman bremst Churchill


      Bei den Überlegungen des britischen Premiers in Bezug auf einen Vormarsch bis Prag spielt sicherlich auch die Erinnerung an das beschämende Agieren Londons vor dem Krieg eine Rolle. Das Vereinigte Königreich war mitverantwortlich für den Untergang der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Schon vor Kriegsausbruch war der einzige wirklich demokratische Staat Osteuropas von den Regierungen in Paris und London an Nazi-Deutschland ausgeliefert worden. In der Hoffnung, Hitler einzuhegen, stimmten im September 1938 beide Westmächte im "Münchner Abkommen" der Abtretung der Sudetengebiete an das Deutsche Reich zu – Prag wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Churchill, der damals einfacher Abgeordneter war, geißelte das "Appeasement" des Westens und warnte davor, dass Hitler bald weitere Ansprüche stellen würde. Sir Winston behielt Recht. Was vom freien Tschechien noch übrig war, okkupierte das NS-Regime im März 1939.
      Die Slowakei erklärte im März 1939 auf Berliner Drängen seine Unabhängigkeit und wurde ein Nazi-höriger Satellitenstaat. In den folgenden Jahren terrorisierten die Deutschen Tschechien als "Protektorat Böhmen und Mähren" und beuteten das Land gnadenlos aus. Bis 1945 diente Tschechien mit seinen Industrien - neben dem Ruhrgebiet - als zweite Waffenkammer für das deutsche Militär.
      Auch aus diesem Grund war der Vormarsch bis nach Prag wohl ein strategisch lohnendes Ziel für Churchill. Doch seine Argumente im Brief vom 30. April überzeugen den neuen US-Präsidenten nicht: "Truman schien dem abgeneigt", notiert Churchill später.

      Bombendrohung gegen Prag: Wie das NS-Regime im März 1939 den Einmarsch der Wehrmacht in der "Rest-Tschechei" erpresst.

    • 30.04.202012:00

      Deutscher Kampfkommandant rechnet mit baldigem Ende der Schlacht um Berlin

      General Helmuth Weidling, Kampfkommandant von Berlin, gibt Hitler einen Lagebericht. Der Reichstag erstürmt, das Rote Rathaus umkämpft, die Sowjetsoldaten dringen immer weiter vor. Schwerere Waffen wie Panzerfäuste fehlen den Deutschen, die Moral der Truppe sinkt, mit einer Versorgung aus der Luft kann nicht mehr gerechnet werden. Weidling sagt voraus, dass die Schlacht um Berlin möglicherweise am Abend beendet sein werde.
    • 30.04.202012:15

      US-Armee marschiert in München ein


      Das von Hitler zur "Hauptstadt der Bewegung" erkorene München fällt nahezu kampflos in die Hände der Amerikaner. Die Metropole an der Isar gleicht weitgehend einer Trümmerlandschaft, die Hälfte aller Wohngebäude hat schwere Bombenschäden, die Altstadt ist zu 90 Prozent zerstört. Die Münchner haben es eilig, sich als bayerische Patrioten darzustellen: Aus vielen Fenstern hängen weiß-blaue Fähnchen, auf den Straßen liegen weggeworfene NSDAP-Abzeichen, Parteibücher und Hitler-Bilder. An der Feldherrnhalle, wo 1923 Hitlers Putschversuch kläglich gescheitert war, hämmern Passanten auf dem Bronzedenkmal für die beim Umsturz getöteten Putschisten herum.

      Text über den Einmarsch der Amerikaner in München (SZ Plus)

      • 30.04.202012:16

        Die Fotografin in Hitlers Badewanne


        Soldaten des 222. Infanterieregiments fahren zum Königsplatz, wo sich der "Führerbau" befindet, auch Hitlers Privatwohnung am Prinzregentenplatz steuern die GIs an. Mit dabei: Die Kriegsfotografin Lee Miller. Sie legt sich in die Badewanne Hitlers – das bekannte Bild entsteht.

        Die Soldaten finden zwölf signierte Exemplare des Pamphlets Mein Kampf. Aber Relevantes gibt es in der Wohnung des Diktators nicht mehr, es wurde zuvor offenkundig leergeräumt. Ein anderer US-Trupp durchsucht das Wohnhaus von Eva Braun. Hier zeigt sich ein anderes Bild: Bilder an der Wand, Erinnerungsstücke auf den Simsen, die Bettwäsche bezogen mit dem Monogramm AH. Auf die Soldaten macht es den Eindruck, als sei sie gerade erst gegangen. Ein Hauptmann erklärt sich bereit, in Brauns Haus zu bleiben, um es gegen Plünderer zu sichern. Am nächsten Tag werden seine Kameraden das Haus leergeräumt vorfinden.
      • 30.04.202013:00

        Letzte Mahlzeit im Führerbunker

        Im Vorbunker herrscht unter den Wachen ausgelassene Atmosphäre, es wird geraucht und getrunken, Musik schallt durch die Räume. Dann erscheint Hitler und verabschiedet sich von den SS-Leuten des Führerbegleitkommandos. Nun wird nur noch geflüstert, die Stimmung ist gedrückt. Hitler geht zurück in den Führerbunker und nimmt eine letzte Mahlzeit ein gemeinsam mit zwei Sekretärinnen. Ehefrau Eva ist ebenfalls dabei, sie hat keinen Appetit.

        Nach dem Essen ordnet Hitler an, seine Leiche und die von "Fräulein Braun" müssten vernichtet werden, er wolle nicht "in einem russischen Panoptikum ausgestellt" werden. Eva Hitler geht noch einmal an die Oberfläche, in den Garten. Sie raucht eine Zigarette. Hitler geht zu Goebbels, der erneut versucht, ihn zum Ausbruch aus Berlin zu bewegen. Der Diktator lehnt ab.

      • 30.04.202013:15

        Sturm auf den Reichstag beginnt

        Während Hitler Nudeln mit Tomatensauce isst, startet die Rote Armee mit der Eroberung des Reichstages. 89 sowjetische Geschütze feuern auf den großen Parlamentsbau, um Zimmer für Zimmer wird gekämpft, dort sterben viele Menschen in den letzten Stunden der Schlacht um Berlin.
      • 30.04.202013:30

        Berliner suchen nach Essbarem


        Während im Berliner Zentrum noch heftig gekämpft wird, fängt in den von der Roten Armee eroberten Bezirken wie Steglitz das Nachkriegsleben an. Trotz der allgegenwärtigen Vergewaltigungsgefahr durch sowjetische Soldaten trauen sich die Menschen gezwungenermaßen wieder aus ihren Verstecken. Die sowjetischen Eroberer erlauben den Steglitzern, einen großen Ochsen zu schlachten. Während ein paar Kilometer weiter Hitler mit seinem Leben abschließt, machen sich zwei Ärzte daran, das Rind zu zerlegen. In einem Leichenwagen, der sich unter der Steglitzer Friedhofskapelle neben unzähligen Toten findet, werden die Fleischklumpen abtransportiert. "Das war das Widerlichste, was ich in meinem ganzen Leben gegessen habe", erzählt die Zeitzeugin Karin Friedrich später der SZ.

        Die Berliner erfinden ein eigenes Wort für den Diebstahl, für das Organisieren von Lebensmitteln: "trophäieren". In verlassenen, fremden Wohnungen werden die letzten Haferflocken aus der Schublade gekratzt, aus einem Laden werden zu ziegelsteingroßen Quadern gepresste Zwiebeln und kistenweise Brausepulver trophäiert. Im Rheinland wird das Vorgehen später "fringsen" genannt, weil der Kölner Kardinal Josef Frings in einer Silvesterpredigt dem allgemeinen Mundraub seinen Segen gibt.

        Text über das Kriegsende in Berlin: Erinnerungen einer Frau, die 1945 sehnsüchtig auf die Rote Armee wartet (SZ Plus)

      • 30.04.202014:00

        Himmler beteuert, kein Verräter zu sein


        Der SS-Chef verfolgt in einer Lübecker Polizeikaserne den Verlauf der Dinge. Sein gescheiterter Versuch, mit den West-Alliierten zu verhandeln, hat zum Bruch mit Hitler geführt; der hat ihn verstoßen und will ihn hinrichten lassen. Großadmiral Dönitz erscheint unerwartet in Lübeck und konfrontiert Himmler mit den Verratsvorwürfen. Dieser leugnet die Berichte über seine Geheimgespräche und beteuert, kein Verräter zu sein. Hitlers Ansage hinsichtlich Himmler ist eindeutig, doch Dönitz traut sich nicht, gegen den mächtigen Reichsführer SS vorzugehen. Der Marine-Chef nimmt die Aussage Himmlers lediglich zur Kenntnis, dann fährt er zurück in sein Quartier nach Plön.
      • 30.04.202014:45

        Wehrmacht befreit prominente Geiseln aus der Gewalt der SS

        Im Südtiroler Hochpustertal kommt es zu einer wohl einmaligen Situation: einem Showdown zwischen Wehrmacht und SS. In dem Ort Niederdorf hat ein Kommando der SS besondere Häftlinge verschleppt wie den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, den evangelischen Theologen Martin Niemöller, Frankreichs Ex-Premier Léon Blum sowie die Angehörigen des Hitler-Attentäters Stauffenberg.

        Die mehr als 130 Gefangenen – darunter auch Kinder - sollten dem NS-Regime als Faustpfand für Verhandlungen dienen. Angesichts des braunen Untergangs haben die Geiseln für die Nazis ihren Wert verloren, die SS will sie ermorden. Der Wehrmachts-Offizier Wichard von Alvensleben fährt nach Niederdorf und widerspricht den SS-Bewachern, telefonisch fordert er Verstärkung an. Einheiten der Wehrmacht kommen in den Ort und machen sich kampfbereit gegenüber den SS-Leuten. Schließlich gibt die SS nach und rückt ab, die Geiseln sind gerettet.

        Zeitzeuge Heinz Niemöller über seinen Vater und die eigenen Erfahrungen im Dritten Reich.

      • 30.04.202015:15

        Hitler verabschiedet sich von engstem Kreis

        Adolf und Eva Hitler geben seinen engsten Mitarbeitern die Hand, darunter Militärs, Sekretärinnen, Propagandaminister Goebbels und Hitlers Sekretär Bormann. Eva Hitler umarmt die aus München stammende Sekretärin Traudl Junge und sagt, sie solle die gemeinsame Heimat grüßen. Danach ziehen sich die Hitlers ihre Räume zurück. Magda Goebbels versucht noch einmal, Hitler zu bewegen, Berlin zu verlassen (was zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich wäre). Der reagiert unwirsch und lehnt ab. Hitler sagt zu seinem Kammerdiener Heinz Linge, dieser möge versuchen auszubrechen – "für den Mann, der nach mir kommt“. Dann geht er zu seiner Frau in einen Wohnraum.

      • 30.04.202015:30

        Eheleute Hitler bringen sich um

        Der Diktator und seine Frau verüben ihre Suizide sitzend, auf dem Sofa. Eva Hitler tötet sich mit einer mit Zyankali gefüllten Glashülse. Danach schießt sich Hitler mit einer Pistole in den Kopf und beißt zeitgleich ebenfalls auf eine Giftkapsel. Anschließend werden die Leichen in Teppiche gerollt und nach oben geschafft. "Nur seine schwarzen Halbschuhe guckten noch raus", sagt später Telefonist Rochus Misch. "Das Ganze ging ganz leise und schnell vor sich." Wenige Meter vor dem Bunkereingang werden die Toten abgelegt, mit Benzin übergossen und angezündet.
        Interview mit Hitler-Telefonist über das Ende des Diktators.

      • 30.04.202015:35

        Historikerin Heike B. Görtemaker über den Suizid von Eva Braun

        Hitlers Partnerin war wenige Wochen vorher aus eigenem Antrieb von Bayern aus zu dem Diktator nach Berlin gereist, ebenso freiwillig brachte sie sich mit ihm um. Braun-Biographin Heike B. Görtemaker erklärt die Beweggründe:

        "Eva Braun hatte, wie viele andere Mitglieder des 'inner circle', ihr Leben auf Gedeih und Verderb mit demjenigen Hitlers verbunden. Zu keinem Zeitpunkt war sie eine "tragische Hörige", wie Albert Speer im Nachhinein behauptete. Vielmehr besaß sie eine unangreifbare Position im engsten Kreis um Hitler. Nicht wenige, darunter Speer selbst, hofierten sie, weil der menschliche Kontakt zu ihr und damit zum mächtigsten Mann im Staat ihnen einen einzigartigen Zugang zu Erfolg und Macht versprach. Und obwohl sie nicht bei allen Mitgliedern dieser Gesellschaft beliebt war, buhlte man um sie, überhäufte sie mit Geschenken, leistete ihr auf Reisen Gesellschaft. Eva Braun selbst indessen entwickelte sich mehr und mehr zu einer kompromisslosen Verfechterin unbedingter Treue gegenüber dem 'Führer'. Für den notorisch misstrauischen Hitler bedeutete sie daher eine unverzichtbare psychologische Stütze.

        So fiel ihre Entscheidung, nach Berlin zu reisen, um dort mit ihm zu sterben, keinesfalls spontan. Bereits nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 erklärte sie gegenüber Freundinnen – mit einer Pistole in der Hand –, ohne ihn nicht leben zu wollen, und verfasste ihr Testament. Diese Treue bis in den Tod verlangte sie auch von anderen. So wirkte sie in den letzten Kriegswochen keineswegs mäßigend auf Hitler ein, sondern unterstützte seine Illusion einer unsinnigen Siegeszuversicht und bestärkte ihn in seiner schon seit langem gehegten Auffassung, von 'Verrätern' umgeben zu sein. Am Ende schied die erst 33-Jährige offenbar in dem Bewusstsein aus dem Leben, gemeinsam mit Hitler einen Heldentod gestorben zu sein."

        Interview mit Heike B. Görtemaker über Eva Braun.

      • 30.04.202015:45

        Schießerei nahe Starnberg

        Seit dem Vormittag hält sich ein Trupp der Waffen-SS in Wangen auf, einem Dorf etwa fünf Kilometer entfernt vom Starnberger See. Die jungen Männer und Flakhelferinnen machen sich ungefragt im Haus der Familie Venator breit, sie wollen offensichtlich bleiben. Ins Obergeschoss schleppen sie Maschinengewehre und Munition, im Erdgeschoss nehmen sie die Küche in Beschlag und brutzeln sich Essen aus Leberwurst und Eiern.

        Die Tochter Lieselotte Bach, damals 24 und Studentin der Agrarwissenschaften, hat ihren Bruder bei der Schlacht um Stalingrad verloren, ihr Mann ist wenige Tage nach der Hochzeit an die Front gefahren und seitdem verschollen. Nun muss sie erleben, wie die SS-Männer ihrer Mutter drohen, weil die sich wegen der Waffen im Haus Sorgen macht.

        Etwa zur selben Zeit, als sich Hitler in Berlin umbringt, klopft es an der Haustüre der Venators. Lieselottes Vater öffnet. Ein amerikanischer Soldat mit Gewehr stürmt ins Haus und durchsucht alle Zimmer. Eine amerikanische Einheit war ins Dorf gekommen, hatten den deutschen Laster vor dem Haus stehen sehen und das Gelände umstellt. Nun türmen die überraschten SS-Leute, springen durchs Küchenfenster und rennen durch den Obstgarten den Hang hinunter. Schüsse knallen, drei SS-Männer sterben. Die Amerikaner verbinden die verwundeten Deutschen. Später quartieren sich weitere US-Soldaten in dem Haus ein. Lieselotte Bach wird dann mit ihren Eltern in ein Zimmer gesperrt – doch der Krieg ist für die Familie vorbei.

        Lieselotte Bach ist Mitte April 2020 kurz vor ihrem 100. Geburtstag gestorben. Hier ihr Zeitzeugenbericht über das Kriegsende.

      • 30.04.202016:05

        München wird offiziell den Amerikanern übergeben

        Die bayerische Hauptstadt und Gründungsort der NSDAP wird nun in einem formalen Akt der US-Armee ausgehändigt. Die höchsten Münchner Nazis wie der Gauleiter Paul Giesler und der Oberbürgermeister Karl Fiehler sind auf der Flucht, weshalb ein rangniederer Stadtrepräsentant das Prozedere erledigen muss. "Oberrechtsrat Dr. Meister, der vom Stellvertreter des Oberbürgermeisters mit der Übergabe der Stadt an die Amerikaner beauftragt ist, übergibt einem um 16.05 Uhr auf dem Marienplatz eintreffenden Major der 7. Armee das Rathaus", notiert nüchtern der Stadtchronist.
      • 30.04.202016:10

        Eisenhower erfreut über Einnahme der "Wiege der Nazi-Bestie"


        Der Oberkommandierende der West-Alliierten und US-General Eisenhower notiert in seinem Tagesbefehl: "Die ganze Alliierte Streitmacht gratuliert der 7. Armee zur Einnahme von München, der Wiege der Nazi-Bestie."
        • US-Oberkommandierender 1945 und 1953 bis 1961 US-Präsident: Dwight D. EisenhowerSZ PhotoUS-Oberkommandierender 1945 und 1953 bis 1961 US-Präsident: Dwight D. Eisenhower
      • 30.04.202016:15

        Hitlers letzter Befehl wird zugestellt


        Ein SS-Mann überbringt dem Kampfkommandanten Weidling im Bendlerblock die letzte Order Hitlers. Darin heißt es, bei Munitions- und Verpflegungsmangel gebe er sein "Einverständnis zum Ausbruch". Man solle in kleinsten Gruppen versuchen, sich zur kämpfenden Truppe durchzuschlagen oder "in den Wäldern" weiterkämpfen. Was General Weidling zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Hitler ist schon tot.
      • 30.04.202017:00

        Testamente Hitlers werden verlesen

        Martin Bormann trägt im Führerbunker den übrigen Anwesenden Hitlers privates und politisches Testament vor, im letzteren finden sich zahlreiche antisemitische Passagen. Der Diktator hat in seinem letzten Willen festgelegt, dass Großadmiral Dönitz Reichspräsident und Propagandaminister Goebbels Reichskanzler werden sollen.
      • 30.04.202017:15

        Massensuizid in Demmin


        Die Soldaten der sowjetischen Armee haben die Hansestadt in Vorpommern erreicht, es gibt kleinere Gefechte. Die Bevölkerung beginnt sich massenhaft selbst zu töten. Im Laufe des Tages wird Demmin von Rotarmisten besetzt, es kommt zu Plünderungen und Vergewaltigungen. Die Suizidwelle unter den Zivilisten dauert an.
      • 30.04.202018:00

        Französische Truppen besetzen Lindau

        Um die bayerische Stadt am Bodensee gibt es keinen Kampf. Die Wehrmacht setzt im Ortsteil Zech noch einen französischen Panzer in Brand, die SS sprengt einige Brücken, dann rücken die französischen Soldaten ein. An den Tagen zuvor sind die Zustände in der Stadt chaotisch. Die Stadt ist voller Flüchtlinge, die Lazarette sind voller Verwundeter, deutsche Soldaten ziehen alkoholisiert durch die Straßen und plündern. Der Nazi-Kreisleiter will hundert Randalierer zur Abschreckung erschießen lassen, kann sich aber mit dem Vorschlag nicht durchsetzen. Der Krieg geht auch nach dem Einmarsch noch ein bisschen weiter: Bis zum nächsten Tag beschießen die Franzosen von Lindau aus SS-Einheiten, die sich ins benachbarte Bregenz in Vorarlberg zurückgezogen haben.
      • 30.04.202018:30

        Leichen der Hitlers verscharrt

        Die Körper der Eheleute Hitler im Garten der Reichskanzlei sind inzwischen stark verkohlt. SS-Leute schieben die rauchenden Überreste mit Hilfe von Brettern in einen zuvor noch vertieften Bombenkrater. Man sucht eine Hakenkreuzfahne, um die Leichen damit zu bedecken, findet aber keine. Ein Gemenge aus dem umherliegenden Material wird in den Krater geschaufelt: Sand, Müll, Holzfetzen und Metallreste. Hitlers Bestattung ist ein Verscharren.
      • 30.04.202018:35

        Dönitz erfährt von Nachfolgeregelung


        Testamentsvollstrecker Bormann informiert Dönitz per Telegramm, Hitler habe ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, er habe nun die Vollmacht, alle notwendigen Schritte zu übernehmen. Bormann lässt den Großadmiral, der in seinem Hauptquartier im holsteinischen Plön ist, allerdings im Unklaren darüber, dass Hitler nicht mehr lebt – wohl aus Misstrauen, dass Himmler die Macht beanspruchen könnte. Dönitz beordert nach Erhalt der Nachricht die militärischen Anführer Keitel und Jodl sowie den SS-Chef zu einer Lagebesprechung zu sich.

        Dönitz wurde wie Keitel und Jodl nach Kriegsende in Nürnberg der Prozess gemacht, er erhielt 1946 eine Haftstrafe von zehn Jahren. Hier eine Bildstrecke vom Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regimes.
        • 30.04.202019:00

          Hitlers Tod soll verheimlicht werden

          Kampfkommandant Weidling kommt wenig später in den Führerbunker. Nun weiß auch der General, dass Hitler tot ist. Er muss aber schwören, Stillschweigen zu bewahren. Die Nachricht soll möglichst lange geheim gehalten.
        • 30.04.202019:30

          Alliierter Vormarsch überall


          Zahlreiche Orte werden von den Großmächten und ihren Verbündeten befreit, überall rücken die Alliierten vor. Kampflos wird Greifswald der Roten Armee übergeben, die Amerikaner marschieren in Wittenberg ein. US-Einheiten übernehmen auch das Gefängnis im bayerischen Landsberg am Lech und befreien die Gefangenen. Es ist ein symbolträchtiger Ort: In der Haftanstalt saß Hitler nach seinem fehlgeschlagenen Putsch 1923, danach wurden hier NS-Gegner wie der katholische Pfarrer Rupert Mayer inhaftiert und gequält. In der Folgezeit bis Anfang der Fünfzigerjahre sollten dann namhafte NS-Verbrecher in Landsberg hingerichtet werden.
        • 30.04.202020:00

          Pastor rettet Bad Zwischenahn vor Zerstörung

          Immer wieder versuchen couragierte Deutsche, weiteres Sterben und größere Zerstörung zu verhindern – ein lebensgefährliches Unterfangen, denn die Standgerichte und auch einzelne fanatische Nazis töten buchstäblich bis zur letzten Minute vermeintliche „Verräter“. In Bad Zwischenahn nahe Oldenburg glückt es: Einem evangelischen Pastor gelingt es, zwischen kanadischen Truppen und den Deutschen die friedliche Übergabe des niedersächsischen Ortes zu vermitteln.
        • 30.04.202020:30

          Goebbels will mit Stalin verhandeln

          Der neue Reichskanzler konferiert mehrere Stunden mit den verbliebenen anderen Nazi-Größen über das weitere Vorgehen. Mehrere hundert Menschen befinden sich noch im Bunker der Reichskanzlei. Es wird gedanklich durchgespielt, auszubrechen und sich bis in den Norden zu Dönitz durchzuschlagen – angesichts der Lage wird die Variante verworfen. Goebbels hat eine andere Idee: Er möchte mit Stalin über einen Separatfrieden verhandeln.

          Gemeinsam mit Hitlers Privatsekretär Martin Bormann setzt Goebbels einen Brief an Stalin auf. Darin teilt er dem Empfänger als erstem "Nichtdeutschen" mit, dass Hitler tot sei. Am späteren Abend wird eine Telefonleitung aus dem Führerbunker zu den sowjetischen Truppen gelegt, um Verhandlungen einzuleiten. Weit ist der Weg der Fernmeldetechniker nicht, die sich mit einer Kabeltrommel auf den Weg zum Gegner machen: Die Rote Armee ist weniger als 500 Meter von der Reichskanzlei entfernt.

          Text über die Goebbels-Biographie des Historikers Peter Longerich.

        • 30.04.202022:40

          Rote Fahne auf dem Reichstag

          Nach heftigen Kämpfen im Parlamentsgebäude klettern Rotarmisten auf das Dach und hissen die sowjetische Flagge. Stalin hat sich irrigerweise auf die Eroberung des Reichstages als symbolischen Endpunkt des Krieges fixiert – und das, obwohl die Nazis die parlamentarische Demokratie 1933 ausgeschaltet hatten, der Reichstag schon kurz nach der Machtergreifung ausgebrannt war und Hitler seine Propagandareden in der nahegelegenen Kroll-Oper gehalten hat.
          • 01.05.202000:00

            1. MAI 1945 (DIENSTAG)

          • 01.05.202002:00

            Deutsche Unterhändler verlassen Reichskanzlei

            Hans Krebs, der Generalstabschef des Heeres, macht sich mit drei Begleitern auf den Weg zum Befehlshaber der sowjetischen Truppen in Berlin. Der deutsche General hat neben Goebbels‘ Schreiben auch eine Verhandlungsvollmacht sowie eine Liste des neuen Kabinetts dabei. Krebs kann Russisch und hat Kremlchef Stalin schon einmal persönlich getroffen.
          • 01.05.202003:50

            Goebbels‘ Schreiben an Sowjets übergeben

            Die deutschen Unterhändler um General Hans Krebs erreichen die Kommandostelle der 8. Gardearmee nahe des Flughafens Tempelhof. Generaloberst Wassilij Tschuikow werden die Dokumente übergeben, Krebs erläutert den Inhalt. Tschuikow ruft seinen Vorgesetzten Marschall Georgij Konstantinowitsch Schukow an, der wiederum sofort im Kreml anruft. Stalins erster Kommentar zu Hitlers Suizid: "Hat er es also getan, der Schweinehund. Zu dumm, dass wir ihn nicht lebend in die Finger gekriegt haben. Wo ist Hitlers Leichnam?" Der sowjetische Diktator misstraut der Nachricht von Hitlers Tod. In den nächsten Stunden reden Krebs und seine sowjetischen Gesprächspartner immer weiter, doch die Verhandlungen drehen sich im Kreis.
          • 01.05.202006:00

            Rote Armee legt Kampfpause ein

            Als der Morgen über Berlin dämmert, flauen die Gefechte in der Hauptstadt ab. Die sowjetischen Soldaten feiern den 1. Mai – in der UdSSR ist der Tag der Arbeit besonders wichtig. Die Rotarmisten feuern ab und zu Freudenschüsse ab, aber auch in den von Deutschen gehaltenen Stellungen knallt es immer wieder. Zahlreiche fanatische Nazis und SS-Leute, die sich noch in Häuserruinen und U-Bahn-Schächten verschanzt haben, bringen sich um.
          • 01.05.202007:00

            Dönitz beteuert Treue zu Hitler

            In den frühen Morgenstunden schickt der Großadmiral einen Funkspruch in den Führerbunker - in seinen Memoiren wird er ihn später aus ersichtlichen Gründen nicht mehr erwähnen. Dönitz weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Hitler tot ist, sondern nur, dass ihn der Diktator testamentarisch als nächstes Staatsoberhaupt vorgesehen hat. Entsprechend schwülstig nationalsozialistisch formuliert Dönitz die Nachricht: Er versichert Hitler seiner Treue, die er "unabdingbar" nennt, und heuchelt, er werde "alle Versuche unternehmen", um den "Führer" aus dem umkämpften Berlin zu retten. Außerdem, und diese Worte sind wohl absichtlich vage gewählt, verspricht er, den Krieg zu Ende zu führen, wie es der "einmalige Heldenkampf" des deutschen Volkes verlange.
          • 01.05.202008:00

            Die Lage am Morgen des 1. Mai 1945

            • Hitler und seine Ehefrau haben am Vortag in Berlin Suizid begangen – doch noch wissen wenige vom Tod des "Führers".
            • In seinem Testament ernennt Hitler Großadmiral Dönitz zum Reichspräsidenten und Propandaminister Goebbels zum Reichskanzler.
            • Am späten Abend haben russische Soldaten die rote Flagge auf dem umkämpften Reichstag gehisst. Noch in der Nacht schickt Goebbels Unterhändler zu den Sowjets: Er möchte mit Stalin eine separate Waffenruhe aushandeln.
            • Sowjet-Truppen haben am 30. April das brandenburgische KZ Ravensbrück befreit.
            • Die US-Armee ist nahezu kampflos in der "Hauptstadt der Bewegung" München einmarschiert.
          • 01.05.202009:00

            Alkohollastiges Feiern in München


            In der befreiten bayerischen Hauptstadt kommt es seit dem Einmarsch der US-Truppen zu besonderen Plünderungen – und exzessivem Zechen. Im relativ wenig zerstörten Stadtteil Haidhausen bedienen sich befreite sowjetische Kriegsgefangene an den Beständen einer Schnapsbrennerei und feiern unter anderem auf der in der Isar gelegenen Praterinsel ihre Freiheit.

            Auch die Münchner drängen zum Alkohol. An der Inneren Wiener Straße brechen sie ein Weinlager ein: Dort lagern mehr als 400 Fässer, dazu 600 Hektoliter in Betonbehältern. Mit Töpfen und Eimern schleppen die Einheimischen ihre Beute in ihre Unterkünfte – und trinken kräftig. Die US-Soldaten schreiten nicht ein, sondern decken sich selbst mit Wein ein. "Es war nicht möglich, einen nüchternen Menschen zu finden", erinnert sich später der amerikanische Offizier Ernst Langendorf.

            Inzwischen ziehen lange Kolonnen entwaffneter deutscher Soldaten durch die Stadt. Die Amerikaner internieren die Angehörigen der geschlagenen Wehrmacht außerhalb der Stadt.

            Text über den Umgang der Amerikaner mit deutschen Kriegsgefangenen in München.

          • 01.05.202010:15

            Stalin will nur Kapitulation akzeptieren


            In Berlin kommt eine Nachricht aus dem Kreml an, es ist eine Antwort des sowjetischen Diktators: Stalin will nur eine Kapitulation akzeptieren, nicht aber einen separaten Waffenstillstand. Andernfalls wollen die Sowjets weiter gegen die deutschen Stellungen vorgehen. Damit ist Goebbels‘ Vorschlag abgelehnt. General Krebs sieht ein, dass seine Mission gescheitert ist, aber er zieht die Verhandlungen in die Länge: Der Deutsche argumentiert nun, er sei nicht befugt, über eine Kapitulation zu verhandeln.
          • 01.05.202011:00

            KZ-Häftlinge in Görlitz befürchten Massaker

            Am ersten Tag im Mai sorgt eine Motorrad-Patrouille für Aufsehen und Sorgen unter den Häftlingen des Arbeitslagers Görlitz. In Kampfmontur, mit aufgezogenen Stahlhelmen, fahren die Soldaten in die Nebenstelle des Konzentrationslagers Groß-Rosen ein. "Sie sahen aus wie Feuerwehrleute", wird sich der Häftling Shlomo Graber später erinnern. Der 18-Jährige, der in der Tschechoslowakei geboren, in Ungarn aufgewachsen ist, fürchtet das Schlimmste: "Würden sie das KZ in Brand stecken, fliehen und uns, eingepfercht in unseren Baracken, der Feuersbrunst überlassen?"

            Graber, den die Deutschen verschleppt haben, weil er Jude ist, hat bis auf seinen Vater alle Angehörigen in der Schoa verloren, er hat Auschwitz überlebt, auch Todesmärsche. Im Februar war das KZ Görlitz wegen der nahenden Front eigentlich aufgegeben worden, die SS trieb die Häftlinge weg. Wer flüchten wollte oder nicht mehr weitergehen konnte, wurde ermordet. Doch wegen des Kriegsverlaufs haben sich die Häftlinge im März wieder nach Görlitz zurückschleppen müssen. Bei diesem Marsch kamen etwa 1000 der ursprünglich 1500 Gefangenen um.

            Seitdem mussten die Häftlinge Schützengräben in der Umgebung ausheben für die anrollende Front. Und nun kommen diese kampfbereiten Landser in das Lager – Shlomo Graber hat Todesangst, er fragt sich: Wird er nun, nach all dem, was er überstanden hat, "bei lebendigem Leib eingeäschert werden?" Doch es passiert nichts, die Motorrad-Patrouille verlässt das Lager wieder, Graber und die anderen Männer und Frauen und den gestreiften Häftlingskutten atmen auf.

            Bilder aus den deutschen Konzentrationslagern.

          • 01.05.202012:30

            Italien: US-Militär übergibt SS-Verbrecher an Briten


            Am Vormittag erlebt Walther Rauff einen schockierenden Moment, so nennt er es später. Seine amerikanischen Bewacher fahren den SS-Standartenführer in Verona zum Flugplatz und übergeben ihn dort britischen Soldaten, die ihn nach Florenz bringen. Damit hat Rauff nicht gerechnet. In den Wochen zuvor war er involviert in die geheimen Gespräche, die die Deutschen mit dem US-Geheimdienst OSS in der Schweiz über eine Aufgabe der Landser des NS-Staats führten. Er will sich mit den Amerikanern gut stellen, er hat allen Grund dazu.

            Denn Rauffs Weg in den Kriegsjahren gleicht einer Blutspur: Massenmorde in Osteuropa, Verfolgung von Juden in Nordafrika, Massaker an italienischen Zivilisten als "Vergeltung" – Rauff ist mit Überzeugung dabei. Mit den Amerikanern verhandelt er nur, weil die deutsche Niederlage absehbar ist. Für den 20. April lud er noch Mussolini ein, gemeinsam "Führers Geburtstag zu machen". Der "Duce" sagte ab, ihm war nicht mehr nach feiern zumute – Rauff und seine Kumpane machten trotzdem die Party. In den letzten Tagen schien es für Rauff gut zu laufen. Am 29. April wurde die von ihm miteingefädelte Kapitulation der Deutschen in Italien zum 2. Mai unterzeichnet. Am 30. April ergab Rauff sich dann in einem Mailänder Hotel einem US-Offizier. Dann ließ er sich zusammen mit etwa 200 weiteren Kameraden und weiblichen SS-Angehörigen durch US-Militär sicher aus Mailand eskortieren, vorbei an der italienischen Bevölkerung, die ihn und die SS abgrundtief hasste.

            Doch nun, mit der Überstellung an die Briten, scheint Rauffs Plan nicht mehr aufzugehen – ihm droht der Galgen. Doch es wird anders kommen: 1946 gelingt ihm die Flucht, mit Hilfe katholischer Geistlicher flieht er ins Ausland. Später arbeitet er für den Bundesnachrichtendienst, der von einem anderen Nazi-Karrierist aufgebaut wird: Reinhard Gehlen (hier ein Porträt). Schließlich landet Rauff bei der Militärjunta des chilenischen Diktators Augusto Pinochet. Rauff muss sich für seine Verbrechen nicht verantworten, er lebt bis zu seinem Tod 1984 als freier Mann.

            Text über Rauffs Verbrechen und seine Nachkriegskarriere als Unternehmer.

          • 01.05.202013:15

            Goebbels macht Krebs Vorwürfe und schickt weitere Unterhändler

            General Krebs bricht die Gespräche mit den Sowjets ab und kehrt zurück in die Reichskanzlei. Dort wartet Goebbels, der die letzten Stunden damit verbracht hat, nervös durch den Bunker zu stapfen und eine Zigarette nach der anderen zu rauchen. Nun reagiert der Reichskanzler empört auf die sowjetische Antwort und gibt General Krebs die Schuld am Scheitern der Mission: Er habe nicht entschieden genug verhandelt. Goebbels schickt einen Oberst als weiteren Parlamentär zur Roten Armee, doch dieser kann ebenfalls nichts erreichen.
          • 01.05.202014:30

            Wehrmachtsspitze erfährt von "Zusammenbruch" in Italien


            Das Oberkommando der Wehrmacht muss erneut seinen Sitz verlegen, denn der alliierte Vormarsch droht die deutschen Militärspitze zu überrollen. Der Tross um Keitel und Jodl fährt von Dobbin nach Wismar. In der Hansestadt an der Ostsee angekommen, erreicht das OKW ein Funkspruch von Ernst Kaltenbrunner. Der SS-Gruppenführer weiß zu diesem Zeitpunkt wie die Wehrmachtsoberen noch nicht, dass Hitler tot ist. Deshalb vermerkt das Kriegstagebuch des OKW auch eine Nachricht "an den Führer", in der Kaltenbrunner "den Zusammenbruch der Italienfront" meldet. Was allerdings nicht vermerkt ist: Dass es sich um eine Kapitulation handelt, die am nächsten Tag in Kraft treten soll.
          • 01.05.202015:30

            Letzte Amtshandlungen von Goebbels


            Weniger als 24 Stunden nach Beginn seiner Reichskanzlerschaft hat Goebbels entschieden, sich umzubringen. Seine letzten beiden Amtshandlungen: Er unterzeichnet ein an den als Reichspräsidenten eingesetzten Großadmiral Dönitz gerichtetes Fernschreiben. Inhalt: Hitler sei "verschieden", Bormann versuche, sich zu Dönitz durchzuschlagen. Dann setzt er noch seine Unterschrift unter das Abschlussprotokoll der letzten Lagebesprechung, in dem er den Bunker-Insassen nahelegt auszubrechen. Danach geht Goebbels in seinen persönlichen Raum und fertigt letzte Tagebuch-Notizen an.

            Halb authentisch, halb Propaganda und Geschichtsklitterung - was Goebbels mit seinen Tagebüchern bezweckte.
          • 01.05.202017:00

            "Die Deutschen hauen ab" – Lindgren irrt


            In Stockholm, im neutralen Schweden, wird trotz der mageren Zeiten ein Festessen bei den Lindgrens aufgetischt. Hähnchen und Käse gibt es, dazu wird Sherry "zur Feier der großen Neuigkeit dieses Tages getrunken – Dänemark ist frei, die Deutschen hauen ab", notiert Astrid Lindgren in ihrem Tagebuch. Doch die Kinderbuch-Autorin irrt: Die Besatzer verlassen das skandinavische Nachbarland noch nicht.
          • 01.05.202018:00

            Einer der Ravensbrücker Todesmärsche endet



            Vor vier Tagen ist Jaroslava Skleničková mit anderen meist weiblichen Gefangenen aufgebrochen im KZ Ravensbrück. Erbarmungslos treiben die mordlüsternen SS-Wachen die Frauen mit Schlägen und Drohungen durch die Mecklenburger Seenplatte nach Nordwesten. Inzwischen sind auch deutsche Flüchtlinge unterwegs. "Eine Völkerwanderung", denkt sich die junge Tschechin Jaroslava.

            Nicht nur von den Wachen droht Gefahr. Am Vortag griffen zwei alliierte Tiefflieger den Tross aus Menschen und Ziehwagen an. Eine Maschine feuerte, Menschen suchten Deckung, ein Pferd riss sich los und galoppierte davon. Französische Häftlinge warfen die Trikolore über ihren Karren. Das wirkte: Die Flieger drehten ab.

            Die SS verschärft das Tempo inzwischen so sehr, dass die Häftlinge den Transport einholen, der Stunden vorher das KZ verlassen hatte. Am 1. Mai kommen die ausgemergelten Häftlinge durch ein Örtchen. Aus dem Erdgeschoss eines Hauses kommt eine ältere Deutsche mit und will den Gefangenen Tee eingießen. Bevor jedoch nur eine ihre Schüssel unter die Kanne halten kann, springt der äußerst brutale, stets angetrunkene Aufseher heran und brüllt die Seniorin an: "Das sind die größten Verbrecher!" Die Frau gehorcht.

            Später, kurz vor der Stadt Malchow, kommt eine Aufseherin zu den Frauen um Jaroslawa an der Spitze des Gefangenenzuges und gibt Anweisungen wie weiter zu marschieren ist. Noch bevor die KZ-Häftlinge den Marktplatz erreichen, stellen sie fest: Die Wachen sind weg. Jaroslava weiß: Sie sind frei, aber noch nicht sicher.

          • 01.05.202019:00

            OKW: "Heroisches Ringen" um Berlin

            Im Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) bleibt der Tod Hitlers auch an diesem Tag unerwähnt. "Im Stadtkern von Berlin verteidigt sich die tapfere Besatzung um unseren Führer geschart auf verengtem Raum gegen die bolschewistische Übermacht", heißt es. Der jämmerliche Zustand der verbliebenen deutschen Soldaten wird mit geschwollenem Vokabular zum "heroischen Ringen" um die zertrümmerte Reichshauptstadt hochgeschrieben.

            Das Kriegstagebuch wird in den letzten zwei Jahren des Hitler-Regimes vom Historiker Percy Ernst Schramm geführt. Dieser bezeichnete sich einmal selbst als "Notar des Untergangs". Am Kriegsende wird Schramm die gewaltige Chronik retten, in der er Extrakte aus Tausenden Meldungen und Befehlen zu militärischen Entscheidungen und Operationen zusammengefügt hat.
          • 01.05.202020:30

            Mord an den Goebbels-Kindern

            Die Ehe von Joseph und Magda Goebbels ist seit Längerem zerrüttet, doch in einem Punkt sind sie sich einig: Beide wollen sich wie Hitler im Bunker umbringen – und auch ihre Kinder Helga, Hilde, Helmut, Holde, Hedda und Heide (zu Ehren des "Führers" alle mit einem H am Anfang ihres Namens) sollen sterben.

            Magda Goebbels zieht den fünf Mädchen und dem Jungen ihre weißen Nachthemden an. "Dann gehen wir zu Onkel Adolf“, sagt die Mutter zu ihren Kindern, "aber ihr müsst jetzt mal schön schlafen." An diese Worte erinnert sich der Telefonist Rochus Misch (hier ein Interview), dem damals klar wird, dass die vier- bis zwölfjährigen Geschwister nun "zum Sterben zurecht gemacht" werden. Im Schlafraum betäubt anschließend ein SS-Arzt die Kinder, ob er oder auch Magda Goebbels den Kindern die Giftkapseln im Mund zerdrückt, bleibt offen.
            • Die Eheleute Goebbels 1942 mit den Kindern Helmuth, Holde, Heide und Hedda sowie Hilde und Helga. Rechts daneben: Goebbels Stiefsohn Harald Quant, der das Kriegsende in alliierter Gefangenschaft  erlebt.ScherlDie Eheleute Goebbels 1942 mit den Kindern Helmuth, Holde, Heide und Hedda sowie Hilde und Helga. Rechts daneben: Goebbels Stiefsohn Harald Quant, der das Kriegsende in alliierter Gefangenschaft erlebt.
          • 01.05.202021:30

            Massenflucht aus dem Führerbunker

            Die Regierungszentrale des sterbenden Nazi-Regimes unter der Reichskanzlei leert sich, nachdem Goebbels fast allen freigestellt hat, den Bunker zu verlassen. Zu den wenigen Ausnahmen, die der Reichskanzler nicht gehen lassen will, gehören der Telefonist Rochus Misch sowie Hannes Hentschel, der sich um die Stromversorgung kümmert. Misch ist es dann auch, der am späteren Abend einen Telefonanruf für General Krebs bekommt, der sich mit General Burgdorf in einem Raum des Bunkers niedergelassen hat und trinkt. Doch nun, als Misch das Telefongespräch zu einem Apparat in Krebs‘ Nähe verbinden will, hebt Krebs nicht ab. Als Misch nachsieht, findet er die beiden Generäle zusammengesunken vor: Sie haben sich vergiftet.

            Wenig später kommt Goebbels bei Misch vorbei und sagt zu ihm: "Wir haben verstanden zu leben, wir werden auch verstehen zu sterben. Sie können jetzt Schluss machen." Der Telefonist packt daraufhin seinen vorbereiteten Rucksack und verlässt den Führerbunker. Fünf Minuten später sei Goebbels tot gewesen, so wird es Techniker Hentschel viele Jahre später Misch erzählen.
          • 01.05.202021:40

            Hitlers Tod wird im Radio gemeldet

            Hass und Gewalt durchziehen die gesamte NS-Zeit und das Mittel der Lüge ist essentielles Werkzeug des Regimes. So hatte der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 mit einer Lüge begonnen, als Hitler beim Überfall auf Polen davon sprach, dass nun "zurückgeschossen" werde.

            Selbst nach seinem Tod geht es wie gehabt weiter. Der Großdeutsche Rundfunk verbreitet die Nachricht vom Ableben des Diktators in Kombination mit unwahren Angaben, um sein jämmerliches Ende im Bunker zu verheimlichen. Der Suizid wird kaschiert, auch der Zeitpunkt verfälscht, stattdessen wird der Eindruck vermittelt, der "Führer" sei einen Heldentod gestorben. In seinem "Befehlsstand" sei Hitler "heute Nachmittag" im Kampf gegen den Bolschewismus "gefallen", heißt es pathetisch.

            Auch Großadmiral Dönitz meldet sich zu Wort, er verkündet, Hitlers Nachfolger zu sein und preist den toten Tyrannen mit schwülstigen Worten. Das neue Staatsoberhaupt kündigt an, den Kampf an der Ostfront fortzusetzen, um deutsche Soldaten und Zivilisten des "deutschen Ostraums" vor der "Versklavung" und der "Vernichtung" zu retten. Vor, zwischen und nach den Redebeiträgen dudeln unter anderem das braune Horst-Wessel-Lied, die erste Strophe des Deutschlandliedes und Stücke aus Opern von Richard Wagner aus dem Radio. Hitler war begeisterter Bewunderer des Komponisten, der zu Lebzeiten geifernder Judenhasser war (hier mehr zu Wagners Antisemitismus).

            Text über Hitlers ersten großen Auftritt im Februar 1920. Damals verkündete er das NSDAP-Programm, in dem der Antisemitismus essenzieller Bestandteil war.


          • 01.05.202021:45

            "Sic transit gloria mundi!"


            In Stockholm hat Astrid Lindgren die Sondermeldung des Großdeutschen Rundfunks verfolgt. Am Ende der Sendung, als nach dem Horst-Wessel-Lied die "brausenden Töne" von "Deutschland, Deutschland über alles" aus dem Radio dröhnen, setzt sie sich nochmal an ihr Tagebuch: "Dies ist ein historischer Moment“, notiert Lindgren, "Hitler ist in seiner Hauptstadt gestorben, in der Ruine seiner Hauptstadt und zwischen den Ruinen und Trümmerhaufen seines Landes." Der letzte Satz ihres Eintrages ist ein lateinisches Zitat: "Sic transit gloria mundi!" So vergeht der Ruhm der Welt.
          • 01.05.202022:00

            Ehepaar Goebbels bringt sich um

            Joseph und Magda Goebbels warten nach der Ermordung ihrer Kinder noch etwas ab. Sie legt Patiencen, er raucht Kette und fragt mit roten Flecken im Gesicht andauernd nach der militärischen Lage. Manche Quellen sprechen davon, dass sich der Chefpropagandist im Bunker umgebracht hat, andere Stimmen berichten, die Eheleute wären die Treppen hinauf zur Oberfläche gegangen und hätten sich dort getötet.
          • 02.05.202000:00

            2. MAI 1945 (MITTWOCH)

          • 02.05.202000:50

            Großdeutscher Rundfunk stellt Betrieb ein

            Das Radio ist die gesamten zwölf Jahre der nationalsozialistischen Diktatur ein probates Instrument gewesen, um Propaganda unter die Bevölkerung zu bringen und um Durchhaltewillen einzufordern. Nun stellt der Großdeutsche Rundfunk in der Berliner Masurenallee seinen Betrieb ein. Die letzten Worte lauten: "Der Führer ist tot, es lebe das Reich." Wenige Stunden später nehmen sowjetische Truppen die Sendeanstalt ein. Mit dabei: Ein Offizier, der sich bestens auskennt: Der Russe hatte bis 1933 als Techniker im Funkhaus gearbeitet.
          • 02.05.202002:00

            Martin Bormann - Tod bei Ausbruchsversuch aus Berlin

            In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai versuchen der Hitler-Vertraute Martin Bormann und andere Personen, die bis zuletzt im "Führerbunker" ausgeharrt haben, den Ausbruch aus dem umkämpften Stadtzentrum Berlins Richtung Norden. Die Flüchtenden zerfallen in kleinere Gruppen. Ein Tiger-Panzer soll den Weg über eine Spree-Brücke ebnen – doch drei Versuche misslingen. Beim vierten Versuch werden Bormann und Ludwig Stumpfegger, einer der Leibärzte Hitlers, von ihrer kleinen Truppe getrennt. Kurz darauf entdecken Reichsjugendführer Artur Axmann und sein Adjutant ihre Leichen.
          • 02.05.202002:10

            Rätselraten um Verbleib Bormanns


            Über den Verbleib des in der NS-Hierarchie mächtigen Bormanns, der unter anderem Reichsleiter der NSDAP und Hitlers Privatsekretär war und auch bei der Judenverfolgung eine treibende Rolle spielt, ist allerdings lange nichts bekannt. Gerüchte kursieren, er habe sich nach Südamerika abgesetzt. Bormann wird als einer der Hauptangeklagten in den Nürnberger Prozessen zum Tode durch den Strang verurteilt, "in Abwesenheit". Erst 1972 werden bei Grabungen nahe des Lehrter Bahnhofs zwei Skelette gefunden. Knochen- und Gebissuntersuchungen zeigen, dass es sich um die sterblichen Überreste Bormanns und Stumpfeggers handelt. "Martin Bormann ist in der Nacht zum 2. Mai 1945 zwischen ein und drei Uhr auf der Eisenbahnbrücke der Invalidenstraße in Berlin gestorben", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung 1973 das Untersuchungsergebnis des hessischen Generalstaatsanwalts. Eine DNA-Analyse bestätigt in späteren Jahren den Tod Bormanns.

            Ganz beendet sind die Spekulationen damit trotzdem nicht. Glassplitter, die im Kieferbereich Bormanns gefunden wurden, deuten darauf hin, dass er sich selbst mit Gift das Leben nahm. Der britische Historiker Anthony Beevor schreibt hingegen, Bormann sei der einzige hohe NS-Funktionär, der durch eine "Kugel des bolschewistischen Feindes" gestorben sei.
            • Immer in Hitlers Nähe: Martin Bormann (2. von rechts mit Blick in die Kamera) versucht, sich dem "Führer" unentbehrlich zu machen.Foto: Scherl / SZ PhotoImmer in Hitlers Nähe: Martin Bormann (2. von rechts mit Blick in die Kamera) versucht, sich dem "Führer" unentbehrlich zu machen.
          • 02.05.202007:30

            Fotos vom Untergang Hitler-Deutschlands

            Die Fronten in Auflösung, Berlin vor dem Fall, der Diktator am Ende: Bilder aus dem SZ-Archiv aus den letzten Wochen und Tagen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland.
          • 02.05.202008:00

            Die Lage am Morgen des 2. Mai 1945

            • Hitlers Tod ist am Vorabend im Radio gemeldet worden.
            • Der zum Reichskanzler ernannte Propagandaminister Goebbels ist mit seinem Versuch gescheitert, mit Stalin einen Separatfrieden auszuhandeln.
            • Das Ehepaar Goebbels hat daraufhin zunächst seine Kinder umgebracht und sich dann selbst das Leben genommen.
            • Der Hitler-Vertraute Bormann ist bei dem Ausbruchsversuch aus dem umkämpften Berlin ums Leben gekommen. Er wird jahrzehntelang als verschollen gelten.
          • 02.05.202009:00

            Rote Armee im Führerbunker

            Im Bunker unter der Reichskanzlei sind nur noch wenige Personen verblieben wie Johannes Hentschel, der die Strom- und Luftversorgung sicherstellt. Plötzlich hört der Techniker weibliche Stimmen, die Russisch sprechen. Soldatinnen einer sowjetischen Sanitätseinheit steigen in den Tiefbunker hinab. Die Anführerin spricht Deutsch und fragt Hentschel: "Wo ist Hitler?" Der schildert der Rotarmistin, was in den vorhergehenden Tagen passiert ist. Danach fragt die Soldatin nach Kleidung. Erleichtert führt Hentschel sie zur Kleiderkammer von Eva Hitler, geborene Braun. Das Lazarett in der Reichskanzlei, wo 100 Schwerverwundete liegen, wird übergeben. Die Sowjets dort verhalten sich korrekt, es gibt keine Übergriffe.
          • 02.05.202010:30

            Dönitz nennt militärische Lage "hoffnungslos"


            Großadmiral Dönitz, das neue Staatsoberhaupt, hält in seinem provisorischen Regierungssitz in Plön eine Besprechung ab. Die Männerrunde spricht alle Kriegsschauplätze durch. Fast alle Truppen befinden sich auf dem Rückzug oder in Auflösung, zusammenhängende Fronten gibt es nicht mehr. "Die militärische Lage ist hoffnungslos", sagt Dönitz. Eine bedingungslose Gesamtkapitulation lehnt er ab. Stattdessen will er den Krieg im Westen beenden, im Osten aber soll der Kampf "mit allen Mittel" fortgeführt werden, weil sich Dönitz einredet, auf diese Weise Millionen vor dem "Bolschewismus" zu bewahren.
          • 02.05.202010:30

            Historikerin Heike B. Görtemaker über die Bedeutung von Hitlers Tod für seine fanatischen Gefolgsleute



            Die übrig gebliebene NS-Führung informierte die Öffentlichkeit erst mehr als 24 Stunden nach seinem Suizid darüber, dass der Diktator gestorben ist. Heike B. Görtemaker hat den 'inner circle" um Hitler eingehend erforscht. Hier erklärt die Historikerin, was die Todesnachricht für diese engsten Gefolgsleute bedeutete.

            "Als der Reichssender Berlin am Abend des 1. Mai 1945 verkündete, der 'Führer' sei 'in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen', löste dies unter seinen langjährigen Vertrauten Entsetzen und Panik aus. Ein 'Fortleben' des deutschen Volkes ohne Hitler als 'Garant und Symbol' schien ihnen nicht denkbar. Buchstäblich bis zur letzten Stunde hatten sie sich daher an die Hoffnung auf den 'Endsieg' und den Einsatz von 'Wunderwaffen' geklammert. Doch mit Hitlers Tod verlor die durch den Eid auf den 'Führer' beschworene Loyalität zum NS-Regime ihre Bindekraft.

            Der Kreis, der sich seit Beginn der 1920er Jahre um Hitler gebildet hatte, war nun 'führerlos'. Das 'Dritte Reich' hatte aufgehört zu bestehen. Hitlers 'Berghof' auf dem Obersalzberg war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr bewohnt. Mitarbeiter und Freunde, die hier auf Nachrichten und Anweisungen aus Berlin gewartet hatten, waren bereits nach dem Bombenangriff vom 25. April 1945 abgereist. Angehörige des Reichssicherheitsdienstes und der SS-Leibstandarte, die sich dort noch aufhielten, vernichteten jetzt alles, was dem Feind nicht in die Hände fallen sollte – darunter die Hinterlassenschaften Eva Brauns.

            Das Kriegsende brachte für Hitlers 'Hofstaat' Flucht und Internierung. Etliche waren mit falschen Pässen untergetaucht und wurden von alliierten Militärgeheimdiensten aufgespürt. Jahrelange Befragungen, Strafprozesse und Entnazifizierungsverfahren schweißten die Mitglieder von Hitlers 'inner circle' jedoch erneut zusammen. Fast alle früheren Mitarbeiter und Freunde Hitlers leugneten, von den Massenverbrechen des NS-Regimes gewusst zu haben, und stilisierten sich selber zu Opfern einer ungerechten Säuberungspolitik der Siegermächte. Die meisten von ihnen zeigten weder Schuld noch Reue."

            Interview: Heike B. Görtemaker über die Rolle, die Hitlers 'Hofstaat' bei seinem politischen Aufstieg spielte und wie das Umfeld des Diktators auf das Stauffenberg-Attentat reagierte.
          • 02.05.202011:00

            Berliner Kampfkommandant unterzeichnet Kapitulation


            General Weidling erscheint im Befehlsstand der sowjetischen 8. Gardearmee in Berlin-Tempelhof. Was dann in einer Erdgeschosswohnung folgt, geschieht relativ formlos: Der Berliner Kampfkommandant unterzeichnet den Kapitulationsbefehl für die Berliner Garnison, Inkrafttreten: 15 Uhr. Dann lässt der deutsche General Lautsprecherwagen durch die zerstörte Reichshauptstadt fahren, in denen die verbliebenen Verteidiger aufgefordert werden, den Kampf einzustellen. Weidling lässt auch Hitlers Tod verkünden, der "Führer" habe sich "selbst entleibt und dadurch uns, die wir ihm die Treue geschworen haben, im Stich gelassen".
          • 02.05.202011:30

            "Gruppe Ulbricht" nimmt Arbeit auf

            Wie geht es weiter in Deutschland? Die Sowjet-Führung plant schon länger für die Zeit nach der Niederlage – und hat am 30. April eine Gruppe von deutschen Kommunisten aus dem Moskauer Exil zurück ins Deutsche Reich geflogen. Kopf der Schar ist Walter Ulbricht. Nach zwölf Jahren im Exil betritt der spätere DDR-Gründer und SED-Chef nun wieder deutschen Boden. Am 2. Mai fahren die Mitglieder von ihrem Standort in Bruchmühle einige Kilometer östlich von Berlin in die zerstörte Reichshauptstadt. Ihre ersten Aufgaben: die Lage sondieren, Kontakt zu überlebenden Kommunisten und Sozialdemokraten herstellen. Die "Gruppe Ulbricht" soll den sowjetischen Besatzern beim Aufbau neuer Verwaltungsstrukturen in Berlin helfen. Das Ziel: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben", wird einer der Mitreisenden Jahrzehnte später Ulbricht zitieren.

            Mit dabei ist auch Markus Wolf, der spätere Chef des Auslandsnachrichtendienstes der DDR. Er ist Anfang 20 und überwiegend in der Sowjetunion aufgewachsen, wohin seine Familie 1934 emigriert war. Über die Erwartungen, mit denen er nach Deutschland reist, wird Wolf später sagen, er sei "naiv genug gewesen zu hoffen, dass die Mehrheit der Deutschen froh wäre, von der nationalsozialistischen Herrschaft befreit zu sein, dass sie die Sowjetarmee als Befreier begrüßen würden".

            Tausende KPD-Mitglieder, die während der NS-Zeit in die Sowjetunion emigriert waren, überlebten den stalinistischen Terror nicht. Diese Erfahrung prägte auch die Kommunisten, die ab 1945 nach Deutschland zurückkehrten - und die politische Entwicklung der frühen DDR. (SZ Plus)
          • 02.05.202012:00

            Hitlers Geburtsstadt ergibt sich kampflos

            In Braunau am Inn war Adolf Hitler am 20. April 1889 zur Welt gekommen. Nun steht die US-Army vor dem Ort in Oberösterreich an der Grenze zu Niederbayern. Die Amerikaner gehen davon aus, dass starke deutsche Kräfte die Geburtsstadt des Diktators sichern, darum werden 25 000 Mann der 13. Panzerdivision in Gang gesetzt. Braunaus Stadtkommandant Major Wilhelm Grünwaldt erhält ein Ultimatum von US-General John B. Wogan: Kampflose Übergabe oder die Stadt werde dem Erdboden gleichgemacht. Mittags ist der Krieg in Braunau vorbei.
            • Hitler bei einem Besuch in BraunauScherlHitler bei einem Besuch in Braunau
          • 02.05.202012:30

            Ikonographisches Foto auf dem Reichstag entsteht

            Etwa 2000 Rotarmisten sterben beim Sturm des Parlamentsgebäudes, die Steinsäulen im Inneren sind mit Blut bespritzt. Doch der Kampf um den Reichstag ist noch nicht vorbei: Fanatische SS-Männer haben sich im Keller verschanzt. Am selben Tag wird filmisch nachgestellt, wie sowjetische Soldaten auf dem Dach des Reichstages die rote Fahne hissen – das Foto der Szene steht ikonographisch für den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland. Doch eigentlich hatten Rotarmisten die Fahne schon am späten Abend des 30. April auf dem Dach der Parlamentsruine hochgehalten - aber da war es eben dunkel.

            Dabei verabscheute Hitler Demokratie und Parlamentarismus. Die Ausschaltung des Reichstages durch das Ermächtigungsgesetz war nach der Ernennung Hitlers zum Kanzler zentraler Faktor zur Implementierung der Diktatur. Getagt wurde in dem mächtigen Gebäude seit dem Reichstagsbrand im März 1933 ohnehin nicht mehr. Stattdessen veranstaltete das Schein-Parlament der Nazis in der benachbarten Kroll-Oper seine Sitzungen, ein Gebäude, das im April 1945 nur mehr eine Ruine ist.

            In der Kroll-Oper neben dem Parlamentsgebäude, wo der Reichstag nach dem Reichstagsbrand tagte, hielt der SPD-Politiker Otto Wels am 23. März 1933 die letzte freie Abgeordnetenrede - es wurde die Totenrede der Weimarer Demokratie. Erinnerung an einen demokratischen Helden (SZ Plus)

            • 02.05.202013:00

              Himmler bringt Regierungsumzug nach Böhmen ins Spiel

              Beratungen der neuen Reichsregierung. Dönitz, der leitende Minister Schwerin von Krosigk und andere überlegen, wie man die noch weitgehend kontrollierten Gebiete und Länder wie Dänemark, Norwegen und Böhmen als Verhandlungsmasse für Gespräche mit den Alliierten nutzen kann. Himmler und das Oberkommando der Wehrmacht sprechen darüber, ob man die Reste der Regierung nach Böhmen verlegen sollte. Doch Dönitz winkt ab, auch wegen der Sicherheitslage. In Böhmen brodelt es in der unterjochten Bevölkerung, der tschechische Widerstand ist gut organisiert. Der dortige Oberbefehlshaber ist Ferdinand Schörner, ein besonders berüchtigter Nationalsozialist, den Hitler noch kurz vor seinem Tod zum Generalfeldmarschall befördert hat. Doch selbst Schörner räumt ein, dass die Deutschen sich nicht mehr lange im okkupierten Tschechien halten können, von maximal zwei Wochen ist die Rede.

              Das Trauma der Tschechen - Text über den deutschen Einmarsch in Prag im März 1939.

            • 02.05.202013:15

              Befreiung des KZ Wöbbelin

              In den letzten Wochen und Tagen des "Dritten Reichs" werden nicht nur die großen Konzentrationslager wie Buchenwald, Flossenbürg oder Dachau von den Alliierten befreit, sondern auch Hunderte kleinerer Nebenlager. In diesen Außenlagern sind die Bedingungen – kaum vorstellbar – häufig noch übler und menschenverachtender als in den sogenannten Stammlagern. Eines davon ist das Konzentrationslager Wöbbelin in Mecklenburg-Vorpommern.

              US-Truppen finden das Außenlager des KZ Neuengamme am Mittag des 2. Mai durch einen Zufall, wie es auf der Website der Gedenkstätte heißt. Nachdem die SS-Wachmannschaften geflohen sind, haben einige Häftlinge das Lager verlassen. Ein amerikanischer Soldat entdeckt in Ludwigslust drei von ihnen hinter der zerschlagenen Schaufensterscheibe eines Bekleidungsgeschäfts. Diese "Skelette (…) versuchten schwankend, einige Kleidungsstücke anzuziehen", berichtet er später. Die Soldaten machen sich daraufhin auf den Weg zum Lager Wöbbelin und entdecken Grauenvolles. Überall liegen Leichen, verstreut oder zu Haufen gestapelt. Die Lebenden sind von den Toten oft kaum zu unterscheiden. Der Leichengeruch ist auch außerhalb des Lagers wahrnehmbar.

              "Ich erinnere mich, wie Blut den Schnee rot färbte": Zeitzeugenberichte von Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz und anderen KZ.

            • 02.05.202013:30

              KZ Wöbbelin – mehr als 1000 Tote in nur zwölf Wochen

              Das Konzentrationslager Wöbbelin existiert nur zwölf Wochen lang. Mitte Februar 1945 werden dort Häftlinge aus dem KZ Neuengamme hingebracht, die bei Schnee und Kälte ein Kriegsgefangenenlager bauen sollen. Ab April ist Wöbbelin Ziel verschiedener Häftlingstransporte und Todesmärsche aus anderen Konzentrationslagern. Die Zustände sind chaotisch: Die Baracken halbfertig, im geplanten Waschraum kein Wasseranschluss, es gibt kaum etwas zu essen. Noch am 1. Mai werden transportfähige Häftlinge in einen Güterzug gepfercht, der jedoch nicht startet – die Lokomotive ist defekt. In den wenigen Wochen seines Bestehens sterben in Wöbbelin mehr als 1000 der etwa 5000 Häftlinge an den Folgen von Zwangsarbeit, Misshandlung, Krankheit und Hunger.
            • 02.05.202014:00

              Kriegsende in Italien

              An der Südfront schweigen die Waffen. Der für die Südfront zuständige Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Albert Kesselring unterstützt die am 29. April vereinbarte deutsche Teilkapitulation in Italien erst seit dem frühen Morgen. Ausschlaggebend für den fanatischen Gefolgsmann Hitlers ist ein einziger Punkt: Die Todesnachricht des Diktators. Auch Dönitz und das Oberkommando der Wehrmacht erreicht die Nachricht von der Aufgabe der Heeresgruppe C erst kurz vor Inkrafttreten der Kapitulation.
            • 02.05.202014:30

              Oberkommando der Wehrmacht lässt im Westen weiterkämpfen

              Nach wie vor unter deutscher Kontrolle sind Teile der Niederlande sowie Ostfriesland und Schleswig-Holstein. Trotz der aussichtslosen Lage, will die neue Führung auch im Westen noch nicht aufgeben. Alfred Jodl, Generaloberst und Chef des Wehrmachtsführungstabs, erlässt eine entsprechende Weisung an den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nordwest. Generalfeldmarschall Ernst Busch solle weiterkämpfen lassen, um "Zeit zu gewinnen" für Verhandlungen.
            • 02.05.202015:00

              Rote Armee hat Berlin vollständig erobert


              Nach Wochen, die mit Tod, Zerstörung und Kriegslärm gefüllt waren, kehrt gespenstische Ruhe in Berlin ein. Die Kapitulation der Berliner Garnison tritt in Kraft. Drei Tage nach Hitlers Tod ist die deutsche Reichshauptstadt - abgesehen von versprengten deutschen Kämpfern - vollständig unter Kontrolle der sowjetischen Streitkräfte. Als "Zentrum des deutschen Imperialismus und die Brutstätte der deutschen Aggression", so bezeichnet Stalin in seinem Tagesbefehl Berlin. Der Diktator verkündet, dass die an der Eroberung beteiligten Truppenteile künftig zusätzlich "Berliner" genannt werden sollen, er verspricht Orden.
            • 02.05.202015:30

              Hunderttausende Tote in Berlin


              Die Reichshauptstadt ist ein einziges Schlachtfeld, auf dem bis zuletzt nicht nur erbittert Haus für Haus gekämpft wurde. Alle verfügbare Technik kam in der Metropole zum Einsatz, vom Karabiner über Kampfbomber bis zum Eisenbahngeschütz. Berlin wurde angeblich von 23 Millionen Artilleriegranaten getroffen. Die Rote Armee verlor bei der Eroberung mehr als 350 000 Soldaten. Auf deutscher Seite sind die Verluste schwer zu taxieren, etwa 100 000 Menschen sind tot. In den drei großen Flakbunkern hausen etwa 60 000 Menschen, eine halbe Million Wohnungen sind zerstört.
            • 02.05.202016:30

              Briten erobern Lübeck, Amerikaner erreichen Wismar


              In Dönitz’ Hauptquartier wird bekannt, dass der britische Feldmarschall Bernard Montgomery mit seinen Truppen in Lübeck einmarschiert ist. US-Verbände konnten inzwischen über die Elbe übersetzen und stehen an der Ostsee in Wismar. Der provisorischen Reichsführung ist damit klar: "Das Tor, das als letztes den Abfluss deutscher Menschen aus dem Mecklenburger und Pommern-Raum in den eigenen Machtbereich ermöglichte, (ist) verschlossen." Nun wird es auch für Dönitz brenzlig. Eilig wird daher beschlossen, den Regierungssitz an die dänische Grenze, nach Flensburg zu verlegen.
            • 02.05.202017:15

              Dönitz will Kontakt mit Briten aufnehmen

              Die neue Spitze des Nazi-Regimes bemüht sich, den Westalliierten Entgegenkommen zu signalisieren. Eine kampflose Übergabe von Hamburg an die Truppen des Vereinten Königreichs wird genehmigt. Gleichzeitig soll „unter Ausnutzung eines englischen Angebots zur Schonung“ der Hansestadt eine deutsche Delegation mit den Briten Kontakt aufnehmen, wie es im Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) heißt. Angeführt werden soll die Gruppe von Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg, den das neue Staatsoberhaupt Karl Dönitz zu seinem Nachfolger als Marine-Chef befördert hat. Friedeburg soll sich mit Feldmarschall Bernard Montgomery treffen, dem Oberbefehlshaber der britischen Heeresgruppe. Auffällig ist die Sprache, mit der sein Auftrag formuliert ist: Er solle erreichen, dass "möglichst viele deutsche Soldaten und europäische Menschen vor der Bolschewisierung und Versklavung" gerettet werden, heißt es. Ebenfalls bemerkenswert: 'Nicht-Europäer' – und darunter dürften die nach NS-Auffassung heimatlosen Juden fallen - scheinen Dönitz und seinen Leuten egal zu sein.
            • 02.05.202017:45

              Leichen der Eheleute Goebbels gefunden

              Sowjetische Soldaten inspizieren unter der Leitung von zwei hohen Offizieren den Garten der Reichskanzlei. Anwesend sind auch zwei ortskundige Deutsche, die in der zerschossenen Regierungszentrale gearbeitet haben: ein Koch und ein Garagenmeister. Wenige Meter vor dem Notausgang des "Führerbunkers" werden die angekohlten Körper der Eheleute Goebbels entdeckt.

              Im sowjetischen Bericht wird vermerkt, dass bei der weiblichen Leiche neben einer angesengten Brosche und einem goldenen Zigarettenetui auch ein goldenes Parteiabzeichen liegt – es stammte von Hitler, der Diktator hatte es im Bunker seiner fanatischen Anhängerin geschenkt. "Die Leiche des Mannes war von niedrigem Wuchs, der Fuß des rechten Beines steckte in halbgekrümmter Stellung (Klumpfuß) in einer angekohlten Metallprothese." Am halbverbrannten Körper sind Reste einer Parteiuniform der NSDAP erkennbar. Neben den Köpfen liegen zwei Walther-Pistolen. Die Sowjets legen die Körper mangels einer Bahre auf eine abgerissene Tür der Reichskanzlei und transportieren sie auf einem Lastwagen ab.

            • 02.05.202018:30

              Neuer Reichsaußenminister spricht von "eisernem Vorhang"


              Zu den personellen Kontinuitäten in der Reichsregierung gehört Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk. Der Adelige trat schon 1932, im Jahr vor Hitlers Machtergreifung, sein Amt als Finanzminister an, arrangierte sich auch mit den Nazis, die ihn auf seinem Posten beließen. In der Reichsregierung Dönitz ist Krosigk nach Goebbels Tod auch noch "Leitender Minister" und übernimmt das Außenamt. Nach der Lagebesprechung mit Dönitz hält Krosigk eine Rede im Radio, in der er ein Narrativ wörtlich fortspinnt, das der Propagandaminister verwendet hatte: Im Falle einer deutschen Niederlage würde die Vernichtung durch die Sowjetunion drohen.

              Im Zentrum seiner Rundfunkansprache steht die Lage Deutschlands. Krosigk jammert über die Zerstörung deutscher Städte und Kulturdenkmäler und behauptet, seine Landsleute seien die eigentlichen Leidtragenden des Krieges. In seiner grotesken Verdrehung der Tatsachen erwähnt er das Schicksal der vom nationalsozialistischen Deutschland überfallenen Länder nicht, er blendet die Millionen unterjochten, ausgebeuteten und ermordeten Menschen aus, die zu Opfern von Hitler-Deutschland geworden sind. Goebbels hatte in einem Zeitschriftentext im Februar die Formulierung "eiserner Vorhang" verwendet, die nun auch der neue Reichsaußenminister aufgreift.

              Zehn Tage später wird der britische Premier Churchill in einem Telegramm an US-Präsident Truman ebenfalls von einem "iron curtain" sprechen – ein Begriff, der später für die Trennlinie zwischen den beiden Militärbündnissen Nato und Warschauer Pakt stehen sollte.
            • 02.05.202019:15

              "Werwolf"-Mord an Bauern nahe Mühldorf am Inn


              Manche fanatische NS-Anhänger wollen immer noch nicht aufgeben. Sogenannte "Werwolf-Rudel", Ende 1944 von SS-Chef Himmler initiierte Guerilla-Zellen, bilden sich zwar nur vereinzelt. Aber dort, wo sie auftreten, kommt es immer wieder zu Verbrechen. Ein Schwerpunkt ist Oberbayern, das französische und amerikanische Truppen nach und nach besetzen. Ende April ermordeten Nazis als "Werwölfe" 16 Erwachsene in Penzberg, darunter auch eine Schwangere und ihr ungeborenes Kind. Auch an diesem 2. Mai geht das Töten weiter. Nahe Mühldorf am Inn fragen SS-Leute einen Bauern, ob er sich schon auf den Einmarsch der Amerikaner freut. "Wir hatten jetzt auch nichts als Drecksarbeit und Arbeit über Arbeit", antwortet der Landwirt. Ein SS-Unterscharführer tötet den Mann darauf mit einem Genickschuss. Anschließend legt er ein Schild auf die Leiche, auf dem steht: "Hier liegt ein Volksverräter".

              Am Alpenrand, in Oberaudorf am Inn, verläuft die Sache anders. SS-Angehörige und ein Wehrwolf-Rudel wollen den bayerischen Ort an der Grenze zu Tirol gegen die anrückenden Amerikaner verteidigen. Doch die Einwohner und auch der kommandierende Wehrmachts-Offizier wollen sich ergeben. Der dort anwesende ehemalige SPD-Reichstagsabgeordnete Josef Felder wird bedroht, weil er SS-Männern sagt, sie sollten gehen.

              Doch zu diesem Zeitpunkt ist der örtliche "Werwolf-Führer" bereits tot. Weil sein 17-Jähriger Adjutant desertiert war, war der fanatische Nazi bei dessen Vater aufgetaucht. Dort wurde der "Werwolf" von einem örtlichen Widerstandskämpfer angeschossen. Weil sie nicht riskieren wollten, aufzufliegen, schlugen Männer dem Nazi den Schädel mit einem Hammer ein. Nach dem Krieg stellte die Staatsanwaltschaft Traunstein das Mordverfahren ein, gerade wegen der Tötungsmethode. Begründung: Wenn die Sache publik geworden wäre – etwa durch den Knall eines weiteren Schusses - hätte sich die SS gerächt, möglicherweise hätte es ein Massaker gegeben. Es habe sich um einen "Notstand" gehandelt, formuliert die Staatsanwaltschaft. Aus diesem Grund sei die "grausame Tötung" des Mannes "nicht widerrechtlich" gewesen.

              Text über die Aktivitäten fanatischer Nazis in den letzten Kriegstagen in München und Oberbayern.

            • 02.05.202020:00

              BBC: Deutsche Truppen in Italien geben auf

              Nun weiß es auch die Weltöffentlichkeit: Die 600 000 Soldaten der Heeresgruppe C strecken in Norditalien die Waffen, meldet die British Broadcasting Corporation am Abend. Obwohl es sich nur um eine Teilkapitulation handelt, ist die Wirkmächtigkeit immens. US-Außenminister Henry Lewis Stimson nennt die Nachricht "überwältigend". Der britische Premierminister Winston Churchill unterbricht die Unterhaussitzung und spricht von einer historischen Sternstunde.
            • 02.05.202021:30

              Beileidsbekundungen zu Hitlers Tod

              Hitler ist tot, sein Reich zerfallen, sein Krieg verloren, inzwischen verbreitet sich in der Welt die Kunde von den Massakern und den Geschehnissen in den Konzentrationslagern. Und dennoch gibt es Beileidsbekundungen, nachdem der Tod des Diktators publik wurde. In Stockholm publiziert der schwedische Entdecker und Schriftsteller Sven Hedin einen Text, in dem er Hitler als einen der größten Männer der Weltgeschichte preist. "Nun ist er tot, aber sein Werk wird leben", schreibt Hedin. Hitler hatte den Asienforscher schon vor dem Krieg hofiert, zuletzt ließ er Hedin im Januar 1945 ein Geburtstagsgeschenk überreichen.

              Andere Länder wie das faschistische Spanien und die verbündeten Japaner lassen wegen Hitlers Tod an ihren Botschaften die Flaggen auf halbmast wehen. In Dublin erscheint sogar der irische Ministerpräsident Éamon de Valera persönlich in der deutschen Botschaft und kondoliert.
              • 19. Februar 1945: Der deutsche Gesandte in Stockholm Thomsen und seine Frau überreichen Sven Hedin (re.) zu seinem 80. Geburtstag ein persönliches Geschenk sowie ein Glückwunschschreiben von Adolf Hitler.Scherl19. Februar 1945: Der deutsche Gesandte in Stockholm Thomsen und seine Frau überreichen Sven Hedin (re.) zu seinem 80. Geburtstag ein persönliches Geschenk sowie ein Glückwunschschreiben von Adolf Hitler.
            • 02.05.202023:00

              Schwarze US-Soldaten – in Unterbernbach "ganz besonders gutartige Feinde"


              In Unterbernbach setzt sich Victor Klemperer hin und schreibt Tagebuch. Vor etwa drei Wochen sind seine Frau Eva und er ins Dorf gekommen, fast genau auf den Tag zwei Monate nach der Bombennacht von Dresden. Damals, am 13. Februar, da versank die Stadt an der Elbe in einem Feuersturm. Für Klemperer, den Sohn eines Rabbiners und vom Judentum zum Protestantismus konvertierten Intellektuellen, war es die Rettung: Denn drei Tage später sollte er deportiert werden in den sicheren Tod. Nach der Zerstörung Dresdens riss er sich den Judenstern von der Kleidung, fälschte im Ausweis seinen Namen auf "Kleinpeter" und flüchtete mit seiner Frau Eva aus dem Chaos. Etappenweise ging es voran Richtung Südwesten. Bis sie in Unterbernbach angekommen sind, diesem Dorf zwischen Ingolstadt und Augsburg. Klemperer hat es geschafft: Vor zwei Tagen, als sich im fernen Berlin Hitler umbrachte, kamen die Amerikaner ins Dorf.

              Heute hat er sich die Befreier angesehen und sich mit den Einheimischen unterhalten. Vor ein paar Tagen noch hatten sie gehadert. Eine Gastwirtin sagte, die Nazis seien "zu radikal" gewesen, sie hätten die Religion nicht geschont – sie meinte nicht das Judentum, sondern den Katholizismus. Und eine andere Frau, die "Gruberin", fragte: "Moanens, dass nun besser kimmt?" Tja, offensichtlich schon. Als eine "junge blonde Frau" sagt, die Amerikaner seien durchaus anständig, fragt er: "Die Schwarzen auch?" Die Frau zeigt ein "geradezu beglücktes Aufstrahlen" schreibt Klemperer: "Dös san noch freundlicher als die andern", sagt sie. Und die nächsten Bewohnerinnen, die Klemperer spricht, sagen Ähnliches über die "ganz besonders gutartigen Feinde".

              "Freunde tot, Lehrer tot. Das soziale Umfeld: alles weg" - Interview mit Gerhart Baum über die Bombennacht von Dresden, die er als Schüler knapp überlebte.
            • 03.05.202000:00

              3. MAI 1945 (DONNERSTAG)

            • 03.05.202002:00

              Regierung Dönitz quartiert sich in Flensburg ein


              Die provisorische Reichsführung trifft mit einem gepanzerten Mercedes in Flensburg ein. Dönitz, Krosigk und die anderen Männer beziehen ihre Unterkünfte im Wohnschiff Patria. Neues Hauptquartier ist die Marineschule im Ortsteil Mürwik. Es wird Sitz der Reichsregierung bleiben bis zu deren Verhaftung am 23. Mai.
            • 03.05.202007:00

              Dönitz bestellt Befehlshaber nach Flensburg ein

              Die neue Reichsregierung ordert die militärischen und zivilen Statthalter der noch von den Deutschen kontrollierten Regionen ins neue Hauptquartier. Es handelt sich allesamt um Männer, die direkt oder indirekt in monströse Verbrechen verstrickt sind.

              Aus den Niederlanden kommt Arthur Seys-Inquart mit einem Schnellboot über die Nordsee. Der Österreicher war nicht nur maßgeblich beteiligt am "Anschluss" von Hitlers Geburtsland an das braune Reich. Anschließend forcierte er in Polen die Verfolgung von Juden und danach in den Niederlanden die Deportation in Vernichtungslager. Aus Norwegen fliegt General Franz Böhme ein, der in Serbien verantwortlich war für mehrere Massaker an Juden sowie Sinti und Roma. Und aus Böhmen reist Karl Hermann Frank an, der als SS-Kommandeur Tschechen terrorisierte und mitverantwortlich war für die Vernichtung des Dorfes Lidice und seiner Bewohner. Konferiert wird nacheinander mit den Besuchern.
              An allen Besprechungen nehmen neben Dönitz und dem Leitenden Minister Schwerin von Krosigk auch die OKW-Chefs Keitel und Jodl teil. Auffällig ist, wer ebenfalls zeitweise dabei ist: Rüstungsminister Albert Speer und der eigentlich abgesetzte SS-Chef Heinrich Himmler.

              Text über den spät erforschten Dienstkalender Heinrich Himmlers.
            • 03.05.202008:00

              Die Lage am Morgen des 3. Mai 1945

              • Die Sowjets haben die Schlacht um Berlin gewonnen.
              • Der deutsche General Weidling hat am Vortag die Kapitulation der Reichshauptstadt unterschrieben – und öffentlich gemacht, dass Hitler nicht heldenhaft gefallen ist, sondern sich umgebracht hat.
              • Auch Hitlers Geburtsstadt Braunau hat sich ergeben – kampflos.
              • In Italien ist der Krieg ebenfalls beendet.
              • Die provisorische Reichsregierung unter Großadmiral Dönitz ist nach Flensburg übersiedelt.
            • 03.05.202009:00

              Zehntausende deutsche Soldaten sterben in letzten Kriegstagen


              In den Morgenstunden des 3. Mai 1945 endet das Leben des zuvor verwundeten Obergefreiten Erwin Römer in einer kleinen Ortschaft am Waginger See. Der 36-Jährige verblutet. Einen Tag später marschieren US-Truppen kampflos in das Dorf im Landkreis Traunstein ein. Römer ist einer der fast 100 000 deutschen Soldaten, die in den letzten acht Tagen eines Krieges umkommen, der längst entschieden war. Seitdem der Bodenkrieg in das Land gekommen ist, von dem er 1939 ausgegangen war, steigt auch die Zahl der vermissten Landser immens. Zwischen Januar und Mai 1945 verliert sich die Spur von weitaus mehr als einer halben Million deutscher Soldaten.

              Dass überhaupt immer noch weitergekämpft wird, liegt an der bis zuletzt gnadenlosen NS-Ideologie, die alle Wehrmachtsränge durchwirkt. Die Soldaten wussten: Wer aufgeben will oder das Weitermachen auch nur offen hinterfragt, muss damit rechnen, als "Kriegsverräter", Deserteur oder "Wehrkraftzersetzer" getötet zu werden. Wohl bis zu zehntausend Wehrmachtssoldaten werden in der Endphase von den Standgerichten exekutiert. Vielen kriegsmüden Männern und in Uniform gesteckten Jugendlichen gelingt dennoch die Flucht vor der eigenen Truppe.

              Zeitzeugen-Bericht des Deserteurs Rainer Schepper aus Münster, der auf seinem Weg nach Hause mit Kaltschnäuzigkeit und Glück die NS-Bürokratie narren kann.
            • 03.05.202009:45

              Dönitz konferiert über "böhmische Frage"


              In Flensburg haben die Besprechungen von Dönitz und Schwerin von Krosigk begonnen mit den Befehlshabern der noch deutsch kontrollierten Gebiete. Zunächst geht es um die "böhmische Frage", um das von den Alliierten noch nicht befreite Tschechien. Der zuständige Minister Frank erklärt, dass das Gebiet auf Dauer militärisch nicht zu halten ist, auch weil der Druck der unterjochten Bevölkerung steigt. Das "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" stehe am "Vorabend einer Revolution", sagt Frank.

              Sein Vorschlag: Prag zur "offenen Stadt" erklären, um die Lage zu beruhigen und gleichzeitig Kontakt mit dem tschechischen Widerstand aufzunehmen. Gemeinsam könnte man dann an US-General Eisenhower herantreten, um ihm die Kapitulation der in Tschechien befindlichen Heeresgruppe anzubieten. Am Ende würden die deutschen Soldaten in westalliierte Gefangenschaft gehen statt nach Sibirien, so die Überlegung des Ministers. Frank kalkuliert auch mit der Angst der Tschechen: Er glaubt, dass diese lieber von der US-Armee statt von sowjetischen Truppen befreit werden wollen. Dönitz erlaubt zwar, dass Frank sondiert, aber er glaubt nicht an einen Erfolg dieses Plans.

              Text über die Besetzung Tschechiens durch Hitlers Wehrmacht im März 1939.

            • 03.05.202010:15

              Montgomery stellt Dönitz‘ Delegation Ultimatum


              Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg trifft am Vormittag mit anderen hohen Wehrmachtsoffizieren im Hauptquartier von Bernard Montgomery ein. Am Timeloberg nahe Lüneburg hat der britische Feldmarschall eine Zeltstadt um seinen Wohnwagen aufschlagen lassen. Dort lässt Montgomery die deutsche Delegation erst einmal ein paar Minuten vor dem flatternden Union Jack warten, bevor er sie empfängt. Marinechef von Friedeburg verliest ein Schreiben von OKW-Chef Keitel, in dem er die Kapitulation der deutschen Truppen in Norddeutschland anbietet.

              Die Offerte gilt auch für die Heeresgruppe Weichsel, die in Mecklenburg-Vorpommern Rückzugsgefechte gegen die Rote Armee führt. Montgomery sagt, diese Heeresgruppe müsste sich den Sowjets ergeben. Friedeburg antwortet, kein deutscher Soldat begebe sich freiwillig in die Kriegsgefangenschaft nach Sibirien. Das hätten sich die Deutschen überleben sollen, "ehe sie im Juni 1941 die Russen überfielen", blafft Montgomery. Auch über Flüchtlinge in Nordostdeutschland will er nicht verhandeln.

              Stattdessen fordert er die Kapitulation der Deutschen im Nordwesten, inklusive der Niederlande und Dänemark und Schleswig-Holstein. Dann ließ der britische Feldherr den Deutschen Essen servieren. Friedeburg liefen währenddessen Tränen über das Gesicht. Bevor die Deutschen aufbrechen, stellt Montgomery ein Ultimatum: Alle deutschen Truppen müssten sich in den besprochenen Gebieten ergeben. Fristende: 4. Mai 1945, nachmittags.

            • 03.05.202010:45

              "The war is over?" - "Yes": US-Einmarsch in Innsbruck

              Vormittags in Innsbruck-Hungerburg. Hier, hoch über dem Stadtzentrum, ist die deutsche Kampfkommandantur untergebracht: Luftwaffen-Hauptmann Eberhard Wilke stellt verwundert fest, dass der Kommandeur, der Chef des Stabes und etliche andere Offiziere verschwunden sind.

              Schon am Tag zuvor hatte sich allerdings abgezeichnet, dass auch in der Tiroler Hauptstadt der Zusammenbruch droht. Mittags, als Wilke in seinem Hotel gerade von der Toilette kam, hat ein Oberleutnant mit rot-weiß-roter Armbinde eine Maschinenpistole auf ihn gehalten. Ein Einheimischer, der mit anderen Österreichern eine Schlacht um Innsbruck verhindern wollte. Wilke gab ihm seine beiden Pistolen. Dann ging er auf sein Zimmer, warf sich aufs Bett: "Heule wie ein kleiner Junge", schreibt er später. Berufssoldat war er geworden, Chef einer Flakbatterie. Wilke war beim Überfall in Polen dabei, beim Westfeldzug gegen die Franzosen, in der Sowjetunion vor Leningrad, zuletzt abkommandiert an eine Offiziersschule im schwäbischen Göppingen. Dort hat er Frau und Tochter zurückgelassen und sich nach Innsbruck durchgeschlagen, kurz bevor die Alliierten einmarschierten. Bevor Wilke ging, sagte eine Nachbarin etwas vom Aufgeben. Seine Antwort: "Dann hätte ich meinen Beruf verfehlt."

              Und nun, Anfang Mai, wurde er entwaffnet, mit offener Hose. Gestern war das. Heute zieht sich Wilke die Uniform aus und einen zivilen Anzug an. Am späteren Nachmittag geht er hinunter ins Hotelrestaurant. Dort wird die Tür aufgerissen, österreichische Widerständler in Zivil rufen etwas von Räumung des Hotels. Dahinter kommen US-Soldaten, darunter ein baumlanger GI ohne Waffe. Wilke geht auf ihn zu und fragt ihn: "The war is over?" Der Amerikaner schaut ihn an und sagt mit tiefer Stimme: "Yes." Dann geht er an Wilke vorbei. Vor dem Hotel parken Jeeps, in denen US-Soldaten mit einheimischen Mädchen sitzen, auch andere Zivilisten stehen herum. Wilke schultert seinen Rucksack und geht einfach durch die Menge. Niemand hält ihn auf. Am 16. Mai wird er zurück bei seiner Familie sein – den Weltkrieg hat er ohne einen Kratzer überstanden.
              • Eberhard Wilke 1943 in Russland kurz vor seiner Versetzung nach GöppingenOliver Das GuptaEberhard Wilke 1943 in Russland kurz vor seiner Versetzung nach Göppingen
            • 03.05.202011:30

              Deutscher General schlägt Dönitz "letzte Schlacht des Krieges" in Dänemark vor



              In Flensburg steht nun die Lage in Skandinavien auf der Tagesordnung. Die Deutschen halten Norwegen und Dänemark besetzt. Die Situation sei, wie der für Norwegen zuständige Reichskommissar Josef Terboven versichert, "günstig". Auch in Dänemark rechnet man mit keinem Aufstand. Die Militärbefehlshaber für die beiden okkupierten Staaten sprechen vollmundig davon, dass der Kampfwille der Truppen ungebrochen sei. Zu Dönitz sagt Generalobert Georg Lindemann, er möge nach Dänemark kommen. "Dann machen wir den Flaschenhals zu und schlagen dort die letzte anständige Schlacht des Krieges!" Von einem "heroischen Untergang" soll auch die Rede sein. Doch danach steht den anderen Anwesenden dann doch nicht der Sinn.  -  публикация газеты "Süddeutsche Zeitung" о последних часах и минутах третьего рейха германии от 9 мая 2021 года.
            • Этот текст должен стать предупреждением  фашистам хунты в киеве.